Aktuelles

Corona – und was jetzt? Erste Hilfe für Kinder, Jugendliche und Familien mit seelischen Belastungen

Die Corona-Pandemie hat auch langfristige psychische Folgen. In vielen Familien haben die Beschränkungen, das Fehlen der üblichen Strukturen und Homeschooling zu starken
Belastungen geführt, es kam zu Stress und Aggressionen.

In unseren Erziehungshilfen beobachten wir, dass die zusätzlichen Belastungen noch nicht abgebaut sind und dass es noch verstärkt zu Konflikten kommt. Kinder und Jugendliche ziehen sich zurück, haben Schwierigkeiten, soziale Kontakte aufzubauen oder verweigern die Schule. Und von den Kitas und Schulen bekommen wir die Rückmeldung, dass einige Kinder das soziale Miteinander erst wieder neu lernen müssen und es verstärkt zu Reibungen im Klassenverband kommt. Uns erreichen nach wie vor ungewöhnlich viele anlassbezogenen Anfragen aus den Schulen, bei denen es darum geht, Konflikte in einzelnen Klassen aufzuarbeiten.

Wir haben deshalb ein Informationsblatt zu diesem Thema zusammengestellt: Corona – und was jetzt? Erste Hilfe für Kinder, Jugendliche und Familien mit seelischen Belastungen.

Das Informationsblatt finden Sie hier: https://www.wendepunkt-ev.de/wp-content/uploads/2022/12/Corona-und-die-Folgen.pdf

Dank finanzieller Unterstützung durch den Kreis Pinneberg wurde für Kinder, Jugendliche, deren Eltern und Bezugspersonen, die unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden,
im Rahmen der Trauma-Ambulanz Westholstein ein Angebot zur Beratung und Behandlung geschaffen.

Es geht darum, wieder in den Alltag zu kommen und in die Normalität zurückzufinden.
Die Interdisziplinäre Trauma-Ambulanz Westholstein ist eine Zusammenarbeit zwischen der Beratungsstelle Wendepunkt e.V. und der Kinder- und Jugendpsychiatrie des RegioKlinikums Elmshorn.

Unsere Hilfen erfolgen schnell und sind kostenlos!
Wir bieten ein persönliches Beratungsgespräch an – auf Wunsch auch telefonisch oder online.

#TraumaAmbulanz #TraumaAmbulanzWestholstein #CoronaFolgen

 

9. Interdisziplinäre Online Trauma-Fachtagung stieß auf bundesweite Resonanz

„Nach Traumatisierungen spüren Betroffene noch längere Zeit die Auswirkungen dieser „Notschaltungen“ ihres Körpers. Auch wenn sie sich in äußerer Sicherheit befinden, gerät der Körper noch hin und wieder in panische Zustände“, erklärt Alexander Korittko vom Zentrum für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen. „Es kann dann für sie hilfreich sein, durch spezielle Interventionen der „Psychologischen Ersten Hilfe“ auch eine innere Stabilität entwickeln zu können.“

Auf der 9. Interdisziplinären Traumafachtagung unter dem Titel „Traumatisierung nach Krieg, Flucht und Naturkatastrophen“ ging es um die Auswirkungen traumatischer Erfahrungen, um angemessene Unterstützungsangebote und neue Erkenntnisse und Ansätze traumatherapeuthischer Arbeit. Die zweitägige Veranstaltung wurde organisiert von der Interdisziplinären Trauma-Ambulanz Westholstein – eine Kooperation des Wendepunkt e.V. mit der Regio Klinik Elmshorn. In diesem Jahr fand die Fachtagung komplett online statt, was auf eine große Resonanz gestoßen ist. Für den ersten Tag mit insgesamt sechs Fachvorträgen zu verschiedenen Aspekten des Themenschwerpunktes hatten sich knapp 200 Teilnehmer*innen angemeldet – aus dem gesamten Bundesgebiet und sogar aus Österreich, der Schweiz und Luxemburg. An den Webinaren am zweiten Tag, in denen die verschiedenen Themen vertieft werden konnten, haben knapp 100 Fachkräfte aus den verschiedensten Bereichen teilgenommen.

„Die Vielfältigkeit des interdisziplinären Ansatzes dieser Tagung spiegelt sich auch bei den Teilnehmenden wieder. Es waren Mitarbeitende aus Kliniken, aus Hochschulen, Schulen und Kita dabei, aus den Bereichen Jugendhilfe, Erziehungsberatung, Förderzentren sowie von einzelnen Behörden und Ministerien“, erläutert Dirk Jacobsen, Geschäftsführer des Wendepunktes. „Die Veranstaltung hat sich über die Jahre inzwischen bundesweit einen Namen gemacht. Wir konnten wieder erstklassige Referent*innen gewinnen und sind sehr zufrieden mit der Nachfrage und den Rückmeldungen der Mitwirkenden und der Teilnehmenden!“

Corinna Posingies vom Institut für psychosoziales Krisenmanagement der MSH hat einen Vortrag zum Thema „Schule in der Krise – Auswirkungen und Chancen“ gehalten.

„Die Auswirkungen der langanhaltenden Coronavirus-Pandemie und des Ukraine-Krieges sind insbesondere in Schulen bei Kindern und Jugendlichen deutlich zu erkennen. Die gesamte Schulgemeinde befindet sich seit über 2 Jahren in einer „kollektiven Krise“- und solche Krisen erfordern besondere Maßnahmen und ein krisenspezifisch angepasstes pädagogisches Handeln.“

Anne Fischer, Psychologin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main hat das „BESTFORCAN Projekt – Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen nach Gewalterfahrungen“ vorgestellt. „Viele traumatisierte Kinder und Jugendliche erhalten trotz guter Studienlage keine oder nicht evidenzbasierte Behandlungen. Ziel des Projekts BESTFORCAN ist es, die wirksame traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie (Tf-KVT) für mehr Kinder und Jugendliche mit einer PTBS nach Gewalterfahrung bei niedergelassenen Psychotherapeut*innen zu implementieren. Dazu gehört auch der Aufbau von interdisziplinären Hilfenetzwerken zwischen der Kinder- und Jugendhilfe, Beratungsstellen, Schulpsycholog*innen, Kinderärzt*innen und weiterem Fachpersonal.“

Dipl.-Psychologin Elisabeth Hüttche sprang kurzfristig für eine erkrankte Referentin ein und hielt einen Vortrag zum Thema „Trauma trifft Trauer“, über die Möglichkeiten, den Verlust und das Trauma in die eigene Biografie zu integrieren.

Dr. med. Daniel Dietrich vom Libereco Institut und Praxis beschäftigte sich in seinem Vortrag “Wenn unsere inneren Anteile dem Krieg näherkommen” mit der Frage, wie sich ein Weg finden lässt, „um Menschen, die den Krieg erlebt haben, empathisch und wohlwollend zu begleiten, ohne unsere eigene innere Sicherheit zu sehr aufzugeben.“

Gerade auch die Arbeit mit Geflüchteten birgt besondere Herausforderungen. „Ist die Psychotherapie auch interkulturell konzipiert und für alle passend?“, diese Frage stellte Dr. rer. nat. Dipl. psych. Solange Otermin von der Medius Klinik in Nürtingen. „Eine interkulturelle Kommunikation ist nicht nur bereichernd, es ist auch eine Herausforderung voller Missverständnisse. Die Kommunikation ist die Grundlage jeder Psychotherapie und wir sollten dann nicht nur die Sprache, sondern auch die Werte und die Gefühlsausdrücke von Personen aus anderen Kulturen übersetzen, um uns zu verständigen.“

Dipl.-Psychologen Ralph Kortewille und Halina Linke von den Regio Kliniken haben sich in ihrem Webinar mit den besonderen Herausforderungen in der Arbeit mit traumatisierten Kindern auseinandergesetzt. „Aufbrausende Emotionen sind im Umgang mit traumatisierten Kindern eher hinderlich. Nur innere Ruhe und echte professionelle Distanz hilft weiter. Und: Es ist viel einfacher einen am Kind orientierten, verstehenden Zugang zu finden als man denkt und die Methoden zu erlernen, die dazu nötig sind,“ erläutert Ralph Kortewille.

„Ein sehr bereichernder Fachtag“, „Vielen Dank, ich habe viel gelernt für meine Arbeit“, „Ich bedanke mich, so viele neue Impulse“, „Viel Input und Inspiration und Impulse – großes Lob für diesen gelungenen Fachtag“ – die Kommentare im Chat waren durchweg positiv. Auch die sachverständige und lebendige Moderation von Dipl.-Sozialpädagoge Holger Platte vom Wendepunkt bekam eine sehr positive Resonanz.

Die Organisation der Fachtagung inklusive des Aufbaus der Online-Plattform, die Möglichkeiten zum direkten Austausch im open call und vielfältige Hintergrundinformationen bot, war sehr aufwändig, hat aber dazu geführt, dass deutlich mehr Fachkräfte deutschlandweit erreicht werden konnten, als bei den früheren Präsenzveranstaltungen. „Das reine Online-Format hat offenbar dazu geführt, dass sich die Teilnehmenden auch noch kurzfristig entscheiden konnten – wir hatten noch sehr viele Anmeldungen, die kurz vorher eingetroffen sind. Das scheint mit dem momentanen Arbeitsalltag kompatibler zu sein“, berichtet Organisatorin Sophie Firle vom Wendepunkt. „Trotzdem hoffen wir, dass wir nächstes Mal wenigstens wieder eine Hybrid-Veranstaltung anbieten können, so dass auch ein persönlicher Austausch möglich ist.“

Foto (alle Wendepunkt e.V.):

Leon Petersen, Kaufmännischer Assistent für Informationsverarbeitung, Student der Wirtschaftsinformatik

Dennis Blauert, Leiter des Wendepunkt Fortbildungszentrums WFZ

Dirk Jacobsen, Geschäftsführer des Wendepunkt e.V.

Holger Platte, Dipl.-Sozialpädagoge und Moderator der Veranstaltung

Sascha Niemann, Leiter des Fachbereichs Traumazentrum

Sophie Firle, Kunsttherapeutin und -pädagogin und Organisatorin der Veranstaltung

 

Schon Grundschüler haben zunehmend Kontakte zu Fremden über das Internet

Der Wendepunkt führt in den Grundschulen in Elmshorn Präventionsprojekte zur Mediennutzung und gegen sexuelle Gewalt durch – so zum Beispiel in der Grundschule Hainholz.

„Die meisten Eltern gehen davon aus, dass ihre Kinder im Grundschulalter noch keine Kontakte über das Internet haben – die Gefahren werden zumeist unterschätzt,“ berichtet Sven-Ole Carstens, der seit 10 Jahren für den Wendepunkt Präventionsprojekte an den Schulen durchführt. „Wenn wir dann aber in unseren Projekten die Frage stellen, wer online schon mal Kontakt zu Fremden hatte, dann beantwortet das manchmal die halbe Klasse mit Ja! Das können harmlose Kontakte sein – aber es ist eine potentielle Gefahrenquelle und somit eine Aufgabe für uns Erwachsene.“ Laut einer aktuellen Studie der Landesanstalt für Medien NRW wurden 10-15% aller 10jährigen schon mal mit grenzverletzenden Kontakten/Cybergrooming konfrontiert.

Die Mediennutzung beginnt immer früher, beobachtet Sabine Knier, Leiterin der Grundschule Hainholz. In den 2. Klassen haben viele Kinder schon Smartwatches, eigene Handys, Zugang zu Tablets. Viele der angesagten Spiele haben eine Chat-Funktion – dass sich hinter den User-Namen auch Erwachsene verbergen können, ist dabei vielen nicht klar. „Es ist bitter, dass viele Eltern nicht wissen, was sie verantworten, wenn ihre Kinder schon in der zweiten Klasse ein Handy haben und es zur Kommunikation nutzen,“ meint Knier.

Der Wendepunkt führt an den Schulen in der Region Elmshorn-Barmstedt regelhafte Gewaltpräventionsprojekte durch, die durch den Kreis Pinneberg finanziert werden. Dank einer zusätzlichen Finanzierung durch die Stadt Elmshorn und der Unterstützung durch Spendengelder der Sparkasse Elmshorn können an den Elmshorner Grundschulen noch zusätzliche Projekte durchgeführt werden. Wie die Projekte für einen sicheren Umgang mit Medien in den dritten und vierten Klassen der Grundschule Hainholz und die Projekte gegen sexuelle Gewalt, die in den vierten Klassen durchgeführt werden. Die Grundschule Hainholz darf sich seit 2013 „Präventionsschule“ nennen.

„Es ist uns sehr wichtig, dass uns der Wendepunkt mit diesen Projekten unterstützen kann, dass wir bei diesen Themen nicht alleine sind,“ sagt Schulleiterin Knier. Antje Pachnicke, Präventionsbeauftragte und Lehrerin, pflichtet ihr bei: „Es ist gut, dass diese Themen von Fachkräften von außerhalb bearbeitet werden – da sind die Kinder viel offener, erzählen mehr. Und hinterher erinnern sie sich noch sehr lange an die Projekte, die Inhalte bleiben hängen und hinterlassen Eindrücke!“

Wichtig wäre es, mit den Informationen auch mehr Eltern zu erreichen. Der Wendepunkt bietet deshalb digitale Elternabende zu verschiedenen Themen an: https://www.wendepunkt-ev.de/digitale-angebote-fuer-eltern/

In den Projekten geht es viel um Gefühle, gute und schlechte Geheimnisse und die eigenen Grenzen. „Kinder müssen wissen, wo ihre eigenen Grenzen sind, damit sie es thematisieren können. Sie müssen sprachfähig gemacht werden,“ erläutert Bianca Tietz, Leiterin des Fachbereichs Prävention im Wendepunkt. „Es ist wichtig, dass die Kinder wissen, wo sie sich Hilfe holen können. Wir erklären ihnen Täterstrategien und wir geben konkrete Tipps zum Umgang im Internet.“

Bianca Tietz ist froh, dass in diesem Jahr fast alle Projekte stattfinden konnten, denn gerade nach den Schulschließungen und Kontaktsperren muss vieles nachgeholt und aufgearbeitet werden. So erreichen den Wendepunkt zurzeit noch sehr viele anlassbezogene Anfragen, bei denen es darum geht, konkrete Konflikte in einzelnen Klassen aufzuarbeiten.

„Wir beobachten, dass es vielen Kindern jetzt schwerfällt, sich in sozialen Strukturen zu bewegen, sie müssen das soziale Miteinander wieder erlernen,“ erläutert Sven-Ole Carstens. „Waren es vor Corona vielleicht 2 – 3 auffällige Schüler, so sind es jetzt größere Gruppen. Die wirken wie eine Reisegruppe ohne Führung.“

Schulleiterin Knier sieht die größten Probleme im Umgang untereinander in der zweiten Jahrgangsstufe, deren letztes Kita-Jahr und das erste Schuljahr von Corona-Beschränkungen bestimmt wurden. „Bei ihnen merkt man die Corona-Folgen im sozial-emotionalen Bereich besonders stark. Infolgedessen war es uns besonders wichtig, den Kindern neben dem Schulstoff Raum und Zeit zu geben, ihre sozialen Kompetenzen zu stärken, um so wieder ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen.“

Olaf Seiler von der Sparkasse Elmshorn hört den Berichten interessiert zu. Er hat einen großen Karton mit neonfarbigen Ranzenüberzügen mit in die Schule gebracht – aber viel wichtiger ist die langjährige großzügige Unterstützung der Präventionsarbeit. Allein in diesem Jahr fördert die Sparkasse die Projekte an den Elmshorner Grundschulen mit 8400 Euro. „Die Präventionsprojekte sind unendlich wichtig für die Entwicklung und Stärkung der Kinder. Wir freuen uns sehr, dass die Projekte des Wendepunktes so gut angenommen werden und die Schulen die Präventionsarbeit so wichtig nehmen.“

Foto:

Sven-Ole Carstens, Sonderpädagoge, Wendepunkt e.V.

Antje Pachnicke, Präventionsbeauftragte und Lehrerin

Sabine Knier, Schulleiterin Grundschule Hainholz

Patricia Peters, Präventionsbeauftragte und Lehrerin

Olaf Seiler, Sparkasse Elmshorn

Bianca Tietz, Leiterin des Fachbereichs Prävention Wendepunkt e.V.

„Schieb den Gedanken nicht weg!“ – Kampagne für ein Umdenken bei sexueller Gewalt gegen Kinder gestartet

Bundesfamilienministerin Lisa Paus und die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, haben eine gemeinsame Aufklärungs- und Aktivierungskampagne gestartet, die wir vom Wendepunkt e.V. sehr sinnvoll finden und unterstützen!

Die Kinder werden immer gewarnt: „Geh nicht mit Fremden mit!“, um sie vor sexueller Gewalt zu schützen. Aber was ist, wenn die Taten zu Hause passieren? Dazu die Pressemitteilung zum Kampagnenstart:

Kinder und Jugendliche sind vor allem im eigenen Umfeld der Gefahr sexueller Gewalt ausgesetzt. Seit Jahren werden konstant tausende Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch zur Anzeige gebracht. Doch das ist nur das polizeiliche Hellfeld, das Dunkelfeld ist ungleich größer. Es wird geschätzt, dass 1 bis 2 Kinder pro Schulklasse von sexueller Gewalt betroffen sind – bei rund drei Viertel der Fälle geschieht das in der eigenen Familie oder im sozialen Nahfeld. Von den meisten Menschen wird dieses reale Risiko im eigenen Umfeld allerdings weitgehend verdrängt: 90 % der Bevölkerung halten es zwar für wahrscheinlich, dass sexuelle Gewalt vor allem in Familien stattfindet. 85 % halten es aber für unwahrscheinlich oder ausgeschlossen, dass sexuelle Gewalt in ihrer eigenen Familie passiert oder passieren kann, so das Ergebnis einer FORSA-Umfrage im Auftrag der Unabhängigen Beauftragten.“

„Mit kontrastiven, irritierenden Aussagen wie: „Geh nicht mit Fremden mit! – Und wenn es gar kein Fremder ist?“ oder „Mach niemandem die Tür auf! – Und wenn die Gefahr schon drinnen ist?“ stellt die Kampagne gewohnte familiäre Denkmuster in Frage und weist auf die reale Gefahr von sexueller Gewalt im persönlichen Umfeld hin. Ziel ist es, Menschen zu befähigen, aktiv zu werden, wenn sie Verdacht auf sexuellen Kindesmissbrauch schöpfen.“

Zur Kampagne: https://nicht-wegschieben.hilfe-portal-missbrauch.de/#c3299

Kontakt zum Hilfeportal Sexueller Missbrauch: https://www.hilfe-portal-missbrauch.de

Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch – anonym und kostenfrei: 0800 22 55 530

Telefonzeiten: Mo., Mi., Fr.: 9.00 bis 14.00 Uhr, Di., Do.: 15.00 bis 20.00 Uhr

Wer Hilfe im Kreis Pinneberg sucht, kann sich an unsere Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt wenden: https://www.wendepunkt-ev.de/beratungsstelle-gegen-sexuellen-missbrauch/

#sexuelleGewalt #SchiebdenGedankennichtweg #keineGewaltgegenKinder #HilfePortalMissbrauch #WendepunkteV

Herbstausflug der besonderen Art für unsere Jugendlichen

Wir haben uns verzaubern lassen – mit sieben Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 17 aus unserem Fachbereich Familien- und Erziehungshilfen haben wir das Theaterstück „Harry Potter und das verwunschene Kind“ besucht.

Ganz ohne Besen oder Portschlüssel sind wir mit den Jugendlichen nach Hamburg in das Mehr!-Theater gefahren, um uns die aufwändig umgesetzte zweiteilige Aufführung der Fortsetzung des Harry-Potter-Epos anzusehen. Die Geschichte erzählt von dem Sohn Harry Potters, der der Welt, sich selbst und seinem Vater beweisen will, dass er dem großen Erbe seines Vaters gerecht werden kann. Doch gerade deshalb gerät er unter großen Druck, der zu Konflikten mit seinem Vater führt.

Mit außergewöhnlichen Effekten, viel Liebe zum Detail und tollen schauspielerischen Leistungen erwachten die Figuren zum Leben und nahmen unsere Jugendlichen mit in eine andere Welt, in der das Gute über das Böse siegt – und die sie zum Träumen und zur Fantasie anregte.  Die Jugendlichen, die selbst mit ähnlichen und auch ganz anderen Herausforderungen und Konflikten zu kämpfen haben, konnten in der Geschichte Identifikationsfiguren finden, in eine Beobachtungsrolle schlüpfen und Ideen für die eigenen Herausforderungen finden.

Dieser ganz besondere Ausflug wurde finanziert durch Spendengelder der Aktion „Keine Gewalt gegen Kinder und Jugendlichen“ von Appen musiziert. Ein herzliches Dankeschön im Namen der Jugendlichen, die allesamt ganz viel Spaß hatten!

Dank einer mehrstündigen Pause zwischen Teil I und II konnte auch für das leibliche Wohl gesorgt werden und ein Austausch in der Gruppe über das Bühnengeschehen entstehen, wobei natürlich ausgiebig darüber diskutiert wurde, wer am liebsten welchem „Haus“ in Hogwards angehören würde. Schnell waren Sympathien da, und so fand jeder in der Gruppe seinen Platz. Nach einem langen Tag gingen die Jugendlichen schließlich mit vielen neuen Eindrücken und ein wenig verzaubert zurück nach Hause.

Gemeinsam für ein gutes Klassenklima – der Wendepunkt und die Unfallkasse Nord arbeiten seit 16 Jahren in der Gewaltprävention an Schulen zusammen

Das Projekt nennt sich PRIMA KLIMA! – dabei geht es darum, ein positives Sozialklima in den Schulklassen, auf dem Schulgelände und innerhalb des Kollegiums zu schaffen. Und damit auch handgreifliche Auseinandersetzungen auf dem Pausenhof und gewaltbedingte Schulunfälle zu reduzieren. Es wurde ein spezielles Gewaltpräventionsprogramm für die Grundschule entwickelt – im Rahmen von schulinternen Lehrerfortbildungen werden verschiedene Bausteine vermittelt, die vielfältige Möglichkeiten bieten, mit den Klassen Themen der Gewaltprävention auf spielerische und lebendige Weise zu bearbeiten.

„Wir haben dann festgestellt, dass es ein großes Interesse gab, die Themenbereiche in Fortbildungen zu vertiefen. Deshalb haben wir die berufsbegleitende Weiterbildung zur PRIMA KLIMA! – Fachkraft für Gewaltprävention entwickelt, die thematisch noch viel breiter aufgestellt ist und sich an alle Schulformen in ganz Schleswig-Holstein richtet,“ erklärt Dennis Blauert, Leiter des Wendepunkt Fortbildungszentrums.

Die Weiterbildung dauert knapp eineinhalb Jahre – gerade läuft der elfte Durchgang im mittlerweile elften Jahr.

„Die Weiterbildung ist sehr alltagspraktisch, die Themen bauen sehr gut aufeinander auf – und wir haben schon viele nützliche Handlungsanweisungen für unsere tägliche Arbeit bekommen“, freut sich Miriam Michel, die an der aktuellen Weiterbildung teilnimmt. Die Diplom-Pädagogin ist Schulsozialarbeiterin an gleich zwei Grundschulen im Kreis Pinneberg. Sie sieht besondere Herausforderungen durch die Corona-Pandemie: „Die Kinder haben jetzt größere Schwierigkeiten, sich an Regeln zu halten und sich in eine Gruppe einzufügen. Das egozentrische Weltbild der Kinder ist in den letzten beiden Jahren durch die Einschränkungen verstärkt worden – jetzt müssen sie wieder soziales Verhalten in der Gruppe lernen.“

In der Weiterbildung geht es unter anderem um Deeskalationsstrategien, Partizipation, Mobbing, Elternarbeit und den Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen. Ein interdisziplinäres Team von Referenteninnen und Referenten vermittelt Fachwissen und Handlungsansätze für den schulischen Alltag. Dazu erhalten die Teilnehmenden einen umfangreichen Materialordner. „Dieser Ordner hat einen sehr praxisorientierten Ansatz. Hier wird nicht nur jedes Thema zusammengefasst, sondern man kann damit auch gleich arbeiten und es konkret umsetzen“, betont Eike Becker von der Unfallkasse, die die Erstellung der Materialordner finanziert hat.

Die Weiterbildung wird immer wieder aktuellen Bedürfnissen angepasst und um neue Themenschwerpunkte erweitert. „Vor ein paar Jahren hatten wir das Thema Traumapädagogik noch nicht drin. Jetzt ist es nicht nur wegen der Kriegsflüchtlinge notwendig. Die Teilnehmenden bekommen einen ersten Einblick und wissen, wann und wo sie Hilfe holen müssen“, erklärt Dennis Blauert. „Wir sind der Unfallkasse für die jahrelange Unterstützung und tolle Zusammenarbeit sehr dankbar. Gewaltprävention ist eine Investition in die Zukunft.“

Jetzt anmelden für den nächsten Durchgang! Die Weiterbildung richtet sich an alle Berufsgruppen (aus Grund- und weiterführenden Schulen), die bereits in der schulischen Gewaltprävention tätig sind oder sich für dieses Arbeitsfeld interessieren (Schulsozialarbeit, Beratungs- und Vertrauenslehrer*innen, Präventionsexperten*innen etc.).

Die Weiterbildung beginnt am 31.1.2023 und erstreckt sich über 15 Termine bis zum 27.5.2024.

Anmeldung und alle Informationen hier: https://www.wendepunkt-fortbildung.de/fortbildungen/prima-klima-fachkraft-fuer-schulische-gewaltpraevention-12-durchgang

Foto:

Dennis Blauert, Leiter des Wendepunkt-Fortbildungszentrums

Eike Becker, Referent für Fortbildung, Verantwortlicher für PRIMA KLIMA bei der UK Nord

Fred Babel, Sachgebietsleitung Bildungseinrichtungen, UK Nord

 

Vortrag: Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen nach Gewalterfahrungen – das BESTFORCAN Projekt

„Viele traumatisierte Kinder und Jugendliche erhalten trotz guter Studienlage keine oder nicht evidenzbasierte Behandlungen. Ziel des Projekts BESTFORCAN ist es, die wirksame traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie (Tf-KVT) für mehr Kinder und Jugendliche mit einer PTBS nach Gewalterfahrung bei niedergelassenen Psychotherapeut*innen zu implementieren. Dazu gehört auch der Aufbau von interdisziplinären Hilfenetzwerken zwischen der Kinder- und Jugendhilfe, Beratungsstellen, Schulpsycholog*innen, Kinderärzt*innen und weiterem Fachpersonal.“

Anne Fischer, Psychologin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main hält auf der 9. Interdisziplinären Online-Traumafachtagung am 16.11.22 einen Vortrag zum Thema „Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen nach Gewalterfahrungen – das BESTFORCAN Projekt “ und bietet am 17.11. ein ganztägiges Webinar an.

Jetzt anmelden – alle Informationen unter: https://www.wendepunkt-fortbildung.de/trauma-fachtagung

Die Online-Fachtagung findet am 16. und 17.11.2022 statt – in diesem Jahr mit dem Themenschwerpunkt „Traumatisierung nach Krieg, Flucht und Naturkatastrophen“.

Die Fachtagung findet online auf einer digitalen Eventlocation statt. Am Mittwoch, den 16.11. erwarten Sie verschiedene Fachvorträge zu einzelnen Aspekten unseres Themenschwerpunktes – wir haben wieder hochkarätige Referent*innen gewinnen können. Am zweiten Tag bieten wir verschiedene Webinare an, in denen die Themen des Vortages vertieft werden können, aber auch noch andere Themenschwerpunkte gesetzt werden. Die Angebote sind einzeln buchbar.

Das Webinar von Anne Fischer am 17.11. trägt den Titel „Die posttraumatische Belastungsstörung bei Kindern und Jugendlichen und deren Behandlung“

„Eine Traumatisierung im Kindes- und Jugendalter kann vielfältige negative Auswirkungen auf die psychosoziale und gesundheitliche Entwicklung eines Menschen haben. Daher ist es besonders wichtig, dass die Betroffenen frühzeitig erkannt und mit einer adäquaten Behandlung versorgt werden. Im Workshop werden daher die psychologischen Grundlagen der Posttraumatischen Belastungsstörung thematisiert. Außerdem lernen die Teilnehmenden, wie sie Betroffene identifizieren und welche psychotherapeutischen Behandlungsansätze vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Evidenz wirksam sind.“

Die digitale Eventlocation, die wir schon im vergangenen Jahr erfolgreich genutzt haben, bietet neben der Teilnahme an den verschiedenen Vorträgen und Webinaren auch Hintergrundinformationen und die Möglichkeit zum direkten Austausch und zur Vernetzung mit Kolleg*innen.

Wir freuen uns auf eine interessante, informative Veranstaltung und einen spannenden digitalen Austausch!

Wir suchen Verstärkung für unser TiK-Team!

Wir suchen zum frühestmöglichen Termin für unseren Bereich Traumapädagogik/ (TIK-SH)
SOZIALPÄDAGOG*INNEN oder PSYCHOLOG*INNEN
Sie sollten engagiert und flexibel sein und traumapädagogische Kompetenzen mitbringen.

Ihr Aufgabenspektrum:
• Beratung von Fachkräften aus Kindestagesstätten und Schulen sowie §8a-Beratungen
• Durchführen von Fortbildungsveranstaltungen und Supervisionen

Ihr Profil:
• Abgeschlossenes Studium der Sozialpädagogik, Psychologie oder vergleichbar
• Abgeschlossene oder fortgeschrittene Beratungsausbildung wünschenswert
• Berufserfahrung im Bereich Beratung, frühkindlicher Bildung, Erwachsenenbildung und
Traumapädagogik wünschenswert
• Kooperations- und Reflexionsbereitschaft
• Führerschein erforderlich, eigener PKW wünschenswert
• Sicherer Umgang mit den gängigen Office-Anwendungen

Wir bieten:
• mind. 30 Std./Woche
• Flexible Arbeitszeiten nach Absprache mit dem Arbeitgeber
• Vergütung in Anlehnung an den TVöD Bund
• Ein freundliches und motiviertes Team
• Regelmäßige Teilnahme an Teamsitzungen, Supervision und Fortbildung
• Eine verantwortungsvolle und abwechslungsreiche Aufgabe
• Angebote zur Erhaltung Ihrer Gesundheit (Psygesa e.V., Obstkorb)
• Gute Anbindung an den HVV, fußläufig vom Bahnhof erreichbar
• Möglichkeit der Teilnahme am Bikeleasing und Corporate Benefits

Bewerbungen bitte per Mail bis zum 13.11.22 als PDF an bewerbung@wendepunkt-ev.de
Fragen beantwortet gern Herr Jacobsen, Telefon 0 41 21 – 47 57 3 – 0

Nähere Informationen zum Projekt unter www.tik-sh.de .
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

„Kreatives Denken ist wichtig – nicht nur in der Kunst, sondern in vielen Bereichen des Lebens.“

Wenn Kinder und Jugendliche hochbelastende Erfahrungen machen mussten, dann macht sie dies nicht selten sprachlos – sie ziehen sich zurück, kapseln sich ab oder reagieren aggressiv auf angebotene Hilfe.
Diese jungen Menschen brauchen einen Ort, an dem sie Unterstützung im Umgang mit ihren Gedanken, Gefühlen und Eindrücken finden. Genau hier kann die Kunstpädagogik und -therapie helfen und bietet durch ihren nonverbalen Zugang die Möglichkeit, Unaussprechliches zu kommunizieren, und eine Brücke über die Sprachlosigkeit hinweg zu bauen.
Der Wendepunkt e.V. bietet als Unterstützungsmaßnahme für Kinder und Jugendliche in besonderen Lebenslagen kunstpädagogische- und kunsttherapeutische Gruppen- und Einzelinterventionen in unseren zentral in Elmshorn gelegenen Räumlichkeiten an.

Für die Verstärkung unserer Teams suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine*n Kunsttherapeut*in /Kunstpädagoge*in (m/w/d) 20 – 35 Std./Woche.

Dabei umfasst Ihr Aufgabenfeld die Planung und Durchführung kunstpädagogischer/ -therapeutischer Einheiten im Gruppen- und Einzelsetting unter der differenziellen Anwendung kunsttherapeutisch und -pädagogischer Methoden und Techniken im Rahmen einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit.
Erwartet werden neben einer hohen fachlichen Kompetenz eine von Wertschätzung und Achtsamkeit geprägte Grundhaltung, Einfühlungsvermögen, Kreativität und die Fähigkeit zu selbstständigem und eigenverantwortlichem Arbeiten.

Ihre Aufgaben:
• Selbständige Vorbereitung, Durchführung von Einzel- und Gruppenangeboten inkl. Fallkoordination und Hilfeplanung
• Verlaufsdokumentation und Berichtswesen im digitalen Klient*innen System
• Teilnahme und Mitgestaltung an interdisziplinären Fallkonferenzen, Teamsitzungen mit fachspezifischer Einschätzung der Klient*in
• Konzeptioneller Ausbau und Weiterentwicklung des kunstpädagogisch- und therapeutischen Angebotes
• Der Einsatz Ihrer gestalterischen und kreativen Kompetenz in wendepunktübergreifenden Anliegen

Ihr Profil:
• Abgeschlossenes Studium als Kunstpädagoge*in/ Kunsttherapeut*in an einem anerkannten Institut
• Idealerweise verfügen Sie bereits über Erfahrung in der Arbeit mit psychisch belasteten Familien
• Planerische und kommunikative Kompetenz sowie eine hohe Belastbarkeit und sicheres Auftreten
• Selbständige und strukturierte Arbeitsweise mit viel Eigeninitiative und hohem
Verantwortungsbewusstsein
• Ausgeprägte Teamfähigkeit und Bereitschaft zu flexiblen Arbeitszeiten

Unser Angebot:
• Eine verantwortungsvolle und abwechslungsreiche Aufgabe
• Eine vertrauensvolle und kollegiale Zusammenarbeit in einem multiprofessionellen Team
• Flexible Arbeitszeiten nach Absprache mit dem Arbeitgeber*in
• Vergütung in Anlehnung an den TVöD Bund
• Gestaltungsspielraum zur Integration eigener Ideen und Vorstellungen
• Regelmäßige Teilnahme an Teamsitzungen, Supervision und Fortbildungen
• Angebote zur Erhaltung Ihrer Gesundheit (Psygesa e.V., Obstkorb), Bikeleasing und Corporate Benefits

Wir freuen uns auf Ihre kreative und aussagekräftige Bewerbung bis zum 01.12.2022 per Mail an bewerbung@wendepunkt-ev.de oder postalisch an Wendepunkt e.V. ,Gärtnerstraße 10-14, 25335 Elmshorn
Fragen beantwortet gern Frau Firle, Telefon 0 41 21 – 47 57 3 – 0

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

 

Über 1000 Kinder, Jugendliche und ihre Familien haben in der Interdisziplinären Trauma-Ambulanz Westholstein seit Anfang 2021 Hilfe gesucht

Wenn sich ein Kind plötzlich verändert, sich anders verhält als vorher, Schwierigkeiten in der Kita oder Schule oder Schlafprobleme hat oder Verhaltensauffälligkeiten zeigt, dann sind das Alarmzeichen. Die Ursache dafür können belastende Erlebnisse oder traumatische Erfahrungen sein. Hier bietet die Interdisziplinäre Trauma-Ambulanz Westholstein schnelle und niedrigschwellige Beratung und Hilfe für die ganze Familie. Die Trauma-Ambulanz ist eine Kooperation zwischen der Beratungsstelle Wendepunkt e.V. und der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Regio Klinik und wird seit Anfang 2021 vom Kreis Pinneberg finanziert.

„Das Besondere an dem Konzept ist der nahtlose Übergang von Beratung zu Behandlung“, betont Martin Keck, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes beim Kreis Pinneberg. „Jeder bekommt das Hilfsangebot, das er benötigt. Ich freue mich, dass wir mit dem Hilfsangebot schon so viele Kinder und Jugendliche erreicht haben. Die Kooperation wurde in vorbildlicher Weise umgesetzt.“

In 2021 kamen 621 Kinder und Jugendliche mit ihren Familien zur Trauma-Ambulanz, in 2022 waren es bis Ende September 457.

„Wir suchen dann mit den Betroffenen gemeinsam nach den Ursachen, nach dem auslösenden Ereignis und welche Auswirkungen es für sie hat“, erklärt Sascha Niemann, Leiter der Trauma-Ambulanz im Wendepunkt. „Dann versuchen wir zu erarbeiten, wie es gelingen kann, die Emotionen zu steuern und mit ihnen umzugehen. Wir tauschen uns mit den Kolleginnen und Kollegen darüber aus, wie die individuelle Beratung und Behandlung weitergehen sollte.“ Das Angebot reicht von niedrigschwelligen Angeboten wie pädagogischer Beratung oder auch Kunsttherapie zu traumapsychologischer Behandlung und stationärer Therapie.

„Wenn Klienten zu uns kommen und dann von uns erfahren, dass es für ihre Gefühle und ihr Verhalten Gründe und Ursachen gibt, dann ist das für sie sehr schnell entlastend und sie sehen ihre Schwierigkeiten in einem anderen Licht. Rasche, spezialisierte Hilfeangebote sind sehr wirksam“, sagt Ralph Kortewille, Leiter der Trauma-Ambulanz der Regio Klinik. „Eine solche Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Gesundheitssystem gibt es in Deutschland sonst nicht. Ich bin froh und dankbar, dass der Kreis Pinneberg das ermöglicht hat. Damit gibt es für die Kinder und Jugendlichen im Kreis ein besonderes Angebot, das eine reibungsarme, schnelle und langfristige Versorgung garantiert.“

Wendepunkt e.V. und Regio Klinik haben die Trauma-Ambulanz bereits 2014 ins Leben gerufen, um Kindern und Jugendlichen, die hochbelastende und schlimme Erfahrungen machen mussten, helfen zu können. Anfang 2021 wurde dann in Kooperation mit dem Kreis ein deutlich breiteres Angebot auf die Beine gestellt, das für das gesamte Kreisgebiet zur Verfügung steht. Die Arbeit wird in diesem Jahr mit 220.000 Euro finanziert.

In die Trauma-Ambulanz kommen verstärkt auch Familien, die mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen haben. „Bei uns ist zum Beispiel ein Jugendlicher, der sehr unter den beengten Familienverhältnissen in den Zeiten des Lockdowns gelitten hat und nun in Folge seiner Ängste vor einer Ansteckung einen Waschzwang entwickelt hat“, berichtet Sascha Niemann. Selbst ganz junge Kinder leiden unter den Folgen. Kleine Kinder, die bisher nur Isolation kannten, haben nun Schwierigkeiten, soziale Kontakte aufzubauen und sich im Kindergarten einzugewöhnen.

„Die Reaktion auf belastende Erlebnisse ist individuell. Was manche bewältigen können, ist für andere hochstressig. Wenn jemand erlebt, dass er sich völlig hilflos fühlt, dass er keine Kontrolle mehr hat und nicht reagieren kann, dann kann es zu einem Trauma kommen“, erläutert Dirk Jacobsen, Geschäftsführer des Wendepunktes. „Hier ist es wichtig, dass diese Menschen schnelle Hilfe bekommen, damit sich das nicht festsetzt, damit sie es verarbeiten können.“ „Wenn Kinder und Jugendliche traumatische Erlebnisse hatten, ist es kein Makel, sich den Rat von Trauma-Experten zu holen,“ ergänzt Ralph Kortewille. „Es kann Fehlentwicklungen aufhalten und hilft Kindern und Jugendlichen, wieder handlungsfähig zu werden.“

Hochbelastende Erfahrungen können zum Beispiel Unfälle, schwere Krankheiten, Gewalterfahrungen, sexuelle Gewalt sowie Krieg und Flucht sein. Die Trauma-Ambulanz hat anlässlich des Ukraine-Krieges Informationsblätter für Flüchtlinge in ukrainischer Sprache zusammengestellt, die mögliche Symptome erklären, Selbsthilfe-Tipps geben und auf das Angebot der Trauma-Ambulanz hinweisen.

Ein weiteres Informationsblatt richtet sich an Kinder, Jugendliche und Familien, die unter seelischen Belastungen in Folge der Pandemie leiden – diese Blätter sollen an den Schulen im Kreis verteilt werden.

In der Trauma-Ambulanz sind insgesamt 11 Kräfte aus unterschiedlichen Fachbereichen beschäftigt. Psychologen, Sozialpädagogen, Kunsttherapeuten – alle mit traumatherapeutischen Fachkenntnissen. Für die Arbeit mit Flüchtlingen wird mit Sprachmittlern zusammengearbeitet, die ebenfalls über spezielle Fachkenntnisse verfügen.

„Wenn man frühzeitig eingreift und kompetente Hilfe anbietet, dann hat das auch einen sinnvollen Präventionseffekt. Denn es beugt psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter vor. Die Kinder und Jugendlichen können später ein normales Sozialleben haben und ins Berufsleben einsteigen, was ihnen sonst vielleicht nicht möglich wäre,“ betont Martin Keck.

Kontakt Interdisziplinäre Trauma-Ambulanz Westholstein:

Gärtnerstrasse 10-14, 25225 Elmshorn

Wendepunkt: info@wendepunkt-ev.de, Tel. 04121/47573-0

Regio Kliniken: Tel. 04121/7984755, Notfallbereitschaft: 04121/798-0

Foto in einem der Behandlungsräume:

Dirk Jacobsen, Geschäftsführer Wendepunkt e.V.

Ralph Kortewille, Leiter der Trauma-Ambulanz Regio Klinik

Sascha Niemann, Leiter der Trauma-Ambulanz Wendepunkt e.V.

Martin Keck, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes Kreis Pinneberg