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Schon Grundschüler haben zunehmend Kontakte zu Fremden über das Internet

Der Wendepunkt führt in den Grundschulen in Elmshorn Präventionsprojekte zur Mediennutzung und gegen sexuelle Gewalt durch – so zum Beispiel in der Grundschule Hainholz.

„Die meisten Eltern gehen davon aus, dass ihre Kinder im Grundschulalter noch keine Kontakte über das Internet haben – die Gefahren werden zumeist unterschätzt,“ berichtet Sven-Ole Carstens, der seit 10 Jahren für den Wendepunkt Präventionsprojekte an den Schulen durchführt. „Wenn wir dann aber in unseren Projekten die Frage stellen, wer online schon mal Kontakt zu Fremden hatte, dann beantwortet das manchmal die halbe Klasse mit Ja! Das können harmlose Kontakte sein – aber es ist eine potentielle Gefahrenquelle und somit eine Aufgabe für uns Erwachsene.“ Laut einer aktuellen Studie der Landesanstalt für Medien NRW wurden 10-15% aller 10jährigen schon mal mit grenzverletzenden Kontakten/Cybergrooming konfrontiert.

Die Mediennutzung beginnt immer früher, beobachtet Sabine Knier, Leiterin der Grundschule Hainholz. In den 2. Klassen haben viele Kinder schon Smartwatches, eigene Handys, Zugang zu Tablets. Viele der angesagten Spiele haben eine Chat-Funktion – dass sich hinter den User-Namen auch Erwachsene verbergen können, ist dabei vielen nicht klar. „Es ist bitter, dass viele Eltern nicht wissen, was sie verantworten, wenn ihre Kinder schon in der zweiten Klasse ein Handy haben und es zur Kommunikation nutzen,“ meint Knier.

Der Wendepunkt führt an den Schulen in der Region Elmshorn-Barmstedt regelhafte Gewaltpräventionsprojekte durch, die durch den Kreis Pinneberg finanziert werden. Dank einer zusätzlichen Finanzierung durch die Stadt Elmshorn und der Unterstützung durch Spendengelder der Sparkasse Elmshorn können an den Elmshorner Grundschulen noch zusätzliche Projekte durchgeführt werden. Wie die Projekte für einen sicheren Umgang mit Medien in den dritten und vierten Klassen der Grundschule Hainholz und die Projekte gegen sexuelle Gewalt, die in den vierten Klassen durchgeführt werden. Die Grundschule Hainholz darf sich seit 2013 „Präventionsschule“ nennen.

„Es ist uns sehr wichtig, dass uns der Wendepunkt mit diesen Projekten unterstützen kann, dass wir bei diesen Themen nicht alleine sind,“ sagt Schulleiterin Knier. Antje Pachnicke, Präventionsbeauftragte und Lehrerin, pflichtet ihr bei: „Es ist gut, dass diese Themen von Fachkräften von außerhalb bearbeitet werden – da sind die Kinder viel offener, erzählen mehr. Und hinterher erinnern sie sich noch sehr lange an die Projekte, die Inhalte bleiben hängen und hinterlassen Eindrücke!“

Wichtig wäre es, mit den Informationen auch mehr Eltern zu erreichen. Der Wendepunkt bietet deshalb digitale Elternabende zu verschiedenen Themen an: https://www.wendepunkt-ev.de/digitale-angebote-fuer-eltern/

In den Projekten geht es viel um Gefühle, gute und schlechte Geheimnisse und die eigenen Grenzen. „Kinder müssen wissen, wo ihre eigenen Grenzen sind, damit sie es thematisieren können. Sie müssen sprachfähig gemacht werden,“ erläutert Bianca Tietz, Leiterin des Fachbereichs Prävention im Wendepunkt. „Es ist wichtig, dass die Kinder wissen, wo sie sich Hilfe holen können. Wir erklären ihnen Täterstrategien und wir geben konkrete Tipps zum Umgang im Internet.“

Bianca Tietz ist froh, dass in diesem Jahr fast alle Projekte stattfinden konnten, denn gerade nach den Schulschließungen und Kontaktsperren muss vieles nachgeholt und aufgearbeitet werden. So erreichen den Wendepunkt zurzeit noch sehr viele anlassbezogene Anfragen, bei denen es darum geht, konkrete Konflikte in einzelnen Klassen aufzuarbeiten.

„Wir beobachten, dass es vielen Kindern jetzt schwerfällt, sich in sozialen Strukturen zu bewegen, sie müssen das soziale Miteinander wieder erlernen,“ erläutert Sven-Ole Carstens. „Waren es vor Corona vielleicht 2 – 3 auffällige Schüler, so sind es jetzt größere Gruppen. Die wirken wie eine Reisegruppe ohne Führung.“

Schulleiterin Knier sieht die größten Probleme im Umgang untereinander in der zweiten Jahrgangsstufe, deren letztes Kita-Jahr und das erste Schuljahr von Corona-Beschränkungen bestimmt wurden. „Bei ihnen merkt man die Corona-Folgen im sozial-emotionalen Bereich besonders stark. Infolgedessen war es uns besonders wichtig, den Kindern neben dem Schulstoff Raum und Zeit zu geben, ihre sozialen Kompetenzen zu stärken, um so wieder ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen.“

Olaf Seiler von der Sparkasse Elmshorn hört den Berichten interessiert zu. Er hat einen großen Karton mit neonfarbigen Ranzenüberzügen mit in die Schule gebracht – aber viel wichtiger ist die langjährige großzügige Unterstützung der Präventionsarbeit. Allein in diesem Jahr fördert die Sparkasse die Projekte an den Elmshorner Grundschulen mit 8400 Euro. „Die Präventionsprojekte sind unendlich wichtig für die Entwicklung und Stärkung der Kinder. Wir freuen uns sehr, dass die Projekte des Wendepunktes so gut angenommen werden und die Schulen die Präventionsarbeit so wichtig nehmen.“

Foto:

Sven-Ole Carstens, Sonderpädagoge, Wendepunkt e.V.

Antje Pachnicke, Präventionsbeauftragte und Lehrerin

Sabine Knier, Schulleiterin Grundschule Hainholz

Patricia Peters, Präventionsbeauftragte und Lehrerin

Olaf Seiler, Sparkasse Elmshorn

Bianca Tietz, Leiterin des Fachbereichs Prävention Wendepunkt e.V.