Heilpädagogisches Reiten

Kinder haben aus einem grundlegenden menschlichen Bedürfnis heraus eine natürliche Zuneigung zu Tieren. Sie suchen den Kontakt mit dem Tier, wollen es lieben und geliebt werden. Sie finden zu ihnen oft einen leichteren Zugang als zu Menschen. Durch Tierhaltung und den Umgang mit Tieren kann die Persönlichkeit gefördert und die Kontaktaufnahme zu den Mitmenschen und zur Umgebung erleichtert werden.

Pferde eigenen sich besonders dazu. Sie lassen sich beobachten, pflegen, füttern, reiten.

Somit sind sie als Erziehungshilfe in Sozialisationsprozessen und bei verhaltensauffälligen Kindern besonders geeignet. Pferde haben ein feines Gespür für Stimmen und Stimmungen. Sie zeigen Angst, Ungeduld, Unruhe oder reagieren auf falsche Behandlung. Dadurch fordern sie das Kind zum Handeln und zum Reagieren auf. Pferde zeigen gegenüber dem Menschen Zurückhaltung. Diese Eigenschaft ist gegenüber sozial beeinträchtigten Kindern besonders wichtig. Sie biedern sich nicht an, sondern lassen sich umwerben. Umso stärker ist dann das Erlebnis ihrer Zuneigung. Pferde reagieren artgerecht. Sie können sich nicht verstellen. Sie rächen sich nicht, sie strafen auch nicht. Sie sind gutmütig. Diese Erfahrung ist für verhaltensbeeinträchtigte Kinder besonders wichtig: so erfahren sie, dass ihr abweichendes Verhalten nicht unbedingt und überall aggressive Reaktionen hervorruft.

Das Team

Hauptaufgaben und Ziele des Angebotes im Wendepunkt

Die Erfahrungen mit dem Pferd und in der Gruppe sind nicht alltäglich. Die Tiere bewirken eine Anpassungsreaktion, welche aus Geben und Nehmen besteht. Da sie ein ausgeprägtes Eigenleben haben, werden die Kinder dazu angehalten, sie zu beachten und aufmerksam zu sein. Dadurch können sie lernen, sich einzufühlen.

Des Weiteren erleben die Kinder, was es heißt, getragen zu werden, die Zügel aus der Hand zu geben oder auch diese in der Hand zu haben.

Konkrete Ziele sind unter anderem:

  • Aufbau von Vertrauen
  • Vermittlung von Erfolgserlebnissen
  • Förderung und Stärkung von Selbstvertrauens und Selbstsicherheit
  • Erleben von Selbstwirksamkeit und Autonomie
  • Eingestehen und Überwindung von Ängsten
  • Anpassungsfähigkeit
  • Versäumte Erfahrungen nachholen
  • Verantwortung übernehmen
  • Wahrnehmung und Erweiterung der Handlungs- und Lösungskompetenz
  • Mobilisierung und Förderung von Ressourcen
  • Ausagieren und Abbau innerer Spannungen, Entlastung von belastenden Ereignissen
  • Erhöhung der Frustrationstoleranz

Methode

Es handelt sich um individuellen Reitunterricht in einer Kleinstgruppe einmal in der Woche. Angeleitet wird die Gruppe von einer ausgebildeten Reitpädagogin mit Zusatzqualifikation und Schulbetriebspferden. Jedes Kind wird liebevoll dort abgeholt, wo es gerade „steht“. Die individuelle Entwicklung jedes Einzelnen steht im Vordergrund. Es gibt Raum für besondere Bedürfnisse oder Ängste. Je nach Möglichkeit oder Wunsch des Kindes bzw. Jugendlichen wird sich vom Boden oder reitend mit dem Pferd beschäftigt. Das geht entsprechend nach Alter sehr spielerisch. Im Vordergrund stehen der Spaß und der respektvolle Umgang mit dem Pferd als Partner.

Neben der eigentlichen Reitstunde gehören noch folgende Aufgaben dazu:

  • Die Arbeit im Stall
  • Ausmisten und Fegen
  • Futter richten
  • Das Pferd putzen
  • Das Pferd zum Reiten herrichten
  • Das Führen des Pferdes erlernen

Zielgruppen und Finanzierungsgrundlage

Das (heil-)pädagogische Reiten richtet sich an hochbelastete Kinder, insbesondere an Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, traumatischen Erfahrungen, emotionalen Entwicklungsdefiziten, Konzentrations- und Entwicklungsstörungen. Die jeweiligen Ursachen für die Auffälligkeiten und Störungen sind vielfältig, liegen aber oft im familialen Umfeld begründet.

Besonders traumabelastete Kinder und Jugendliche haben es schwer, verbal einen Zugang zu eigenen Erinnerungen, Gefühlen und Ressourcen zu finden. Das nonverbale Angebot bietet ihnen die Möglichkeit, ihrem inneren Erleben dennoch Ausdruck zu verleihen. Aufgrund fehlender Sprachkompetenz ist das Angebot zudem für Menschen mit Fluchterfahrungen geeignet.

Es können Kinder ab 6 Jahren teilnehmen. Bei der Zusammensetzung der Gruppe werden sowohl das Alter der Kinder und Jugendlichen als auch die individuellen Problemlagen berücksichtigt.
Finanziert wird dieses Angebot über die Hilfen zur Erziehung und durch Spenden.

Kontakt

Tel. 04121 7 47573-0

info@wendepunkt-ev.de

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