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Diskussion um Herabsetzung der Strafmündigkeit

Angesichts der erschreckenden aktuellen Fälle von Jugendgewalt in Heide und Freudenberg wird aktuell über die Herabsetzung der Strafmündigkeit diskutiert – auch in der Landesregierung in Kiel.

Bernd Priebe, unser Fachbereichsleiter der ambulanten Rückfallprophylaxe, hat sich in einem Interview mit shz online klar dagegen ausgesprochen. „Kinder ins Gefängnis zu stecken oder auch nur vor Gericht zu ziehen, ist genau der falsche Weg. Die Forschung zeigt uns relativ klar, dass Strafen bei Jugendlichen eine kontraproduktive Wirkung haben. Oder anders gesagt: Wenn wir junge Menschen heranziehen wollen, die eine gefestigte kriminelle Karriere einschlagen, dann stecken wir sie am besten in den Knast.“

Der vollständige Artikel findet sich hier (hinter der Bezahlschranke): https://www.shz.de/lokales/elmshorn-barmstedt/artikel/strafmuendigkeit-herabsetzen-therapeut-aus-elmshorn-ist-dagegen-44602824

Bernd Priebe arbeitet in der Hamburger Beratungsstelle des Wendepunktes mit sexuell auffälligen Minderjährigen und jungen Erwachsenen – die Jüngsten sind zwischen zehn und zwölf Jahre alt. Der studierte Theologe, Sexualpädagoge und Supervisor sagt, dass eine gerichtliche Verurteilung oder gar ein Gefängnisaufenthalt jungen Menschen, die noch mitten im Entwicklungsprozess stecken, noch viel mehr zusetze als Erwachsenen. Wenn Kinder eine Straftat begehen, führe das ja auch jetzt schon zu Konsequenzen, betont Priebe – das Jugendamt greife ein, die Kinder würden oft aus den Familien genommen, kämen in Therapien oder spezielle Einrichtungen. „Aber lediglich auf Strafe zu setzen, wie das im Gefängnis passiert – das führt nicht zu sinnvollen Ergebnissen. Es ist viel sinnvoller zu fragen, warum ein Kind Grenzen verletzt – und wie man am besten eingreifen kann, um dafür zu sorgen, dass es das nicht nochmal macht.“

Das Problem der Jugendkriminalität ist laut Priebe sehr komplex, und es müsste auf unterschiedlichen Wegen klar gegengesteuert werden. „Es gibt keine einfache Lösung, wie wir Gewalt aus der Welt schaffen können, sonst hätten wir es längst getan. Wenn wir das Problem in den Griff bekommen wollen, ist es u.a. wichtig, die Eltern zu unterstützen, für Chancengleichheit zu sorgen und auch beim Thema Kinderarmut anzusetzen.“

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