Aktuelles

8. Interdisziplinäre Traumafachtagung im Hybrid-Format war ein voller Erfolg!

„Auswirkungen von traumatischen Erfahrungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“ – über 200 Fachkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet und sogar der Schweiz und Österreich haben an unserer 8. Interdisziplinären Traumafachtagung teilgenommen!

Die Resonanz war sehr positiv, die Interaktion zwischen der Veranstaltung in Elmshorn und der eigens eingerichteten Online-Plattform hat reibungslos funktioniert, und Fachkräfte konnten sich entweder persönlich oder interaktiv austauschen – wir sind froh, dass sich die langen Vorbereitungen gelohnt haben! Ein großes Dankeschön an das gesamte Team und alle Mitwirkenden!!

Inhaltlich war die hochkarätig besetzte Veranstaltung sehr informativ und hat ein breites Themenspektrum abgedeckt.

„Traumatische Erfahrungen belasten nicht nur die Betroffenen, sondern können an die nächste Generation weitergegeben werden“, erklärte Prof. Dr. Claudia Buß vom Institut für Medizinische Psychologie der Charité Berlin. Langzeitstudien haben gezeigt, dass sich mütterlicher Stress und Traumatisierungen während und sogar vor der Schwangerschaft auf die Gehirnentwicklung und emotionale Entwicklung des Kindes auswirken können.

Auf der Traumafachtagung kamen Wissenschaftler*innen, Psycholog*innen, Therapeut*innen, Pädagog*innen und andere Fachkräfte zusammen, um über neue Erkenntnisse und Ansätze der traumatherapeutischen Arbeit zu informieren und sich auszutauschen.

„In den Vortragssaal wurden Fragen aus Wohnzimmern in Süddeutschland weitergereicht. Das neuartige Hybridformat für diese Veranstaltung war eine große Herausforderung für uns, aber die Interaktion klappt sehr gut. Und so können Fachkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet teilnehmen, teilweise sogar aus der Schweiz und Österreich“, freut sich Wendepunkt Geschäftsführer Dirk Jacobsen.

„Die Erkenntnisse der Traumatherapie sind ein Schlüssel für die psychische Gesundheit – wir müssen diese Erkenntnisse noch viel besser und breiter nutzen. Solche Veranstaltungen müssen fortgesetzt und weiter ausgebaut werden, um das Thema noch präsenter zu machen“, wünscht sich Prof. Dr. Ingo Schäfer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Nach seiner Erfahrung haben ein Drittel bis die Hälfte aller psychisch Erkrankten traumatische Erfahrungen. In seinem Vortrag beschäftigte sich Prof. Schäfer mit dem Zusammenhang zwischen Trauma und Substanzmissbrauch.
Suchtprobleme zählen zu den häufigsten Folgen traumatischer Erfahrungen.

Diplom-Pädagoge Prof. Dr. Harald Karutz von der MSH Medical School Hamburg stellte die Ergebnisse seines Forschungsprojekts im Auftrag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zur psychosozialen Notfallversorgung von Kindern und Jugendlichen vor. „Wir wissen, dass nach Unglücken, Krisen und Katastrophen nicht nur die Kinder und Jugendlichen Unterstützungsangebote benötigen, sondern auch ihre Familien und das weitere soziale Umfeld. Wir brauchen ganz viel Vernetzung und Zusammenarbeit. Die Polizei- und Einsatzkräfte vor Ort müssen mit den Seelsorgern sprechen, Therapeuten mit Lehrkräften, Erzieher mit Eltern – alle müssen sich austauschen, um den Bedürfnissen von Kindern gerecht zu werden. Die Erkenntnisse liegen vor, jetzt geht es darum, sie umzusetzen. Zu diesem Thema haben wir drei Jahre lang intensiv geforscht – und ich hoffe von Herzen, dass unsere Projektergebnisse berücksichtigt werden.“

Die Traumafachtagung wird von der Interdisziplinären Trauma-Ambulanz Westholstein ausgerichtet – einer Kooperation des Wendepunkt e.V. mit der Regio Klinik Elmshorn.

„Über 80 % der Kinder, die zu uns kommen, haben Traumatisierungen. Und oft ist auch die Familie betroffen“, erzählt Dr. Andreas Jakob von der Regio Klinik. „Die Traumafachtagung bietet eine lohnenswerte Mischung aus Wissenschaft und Praxis – hier kann man andere Ideen einholen und sich austauschen, das ist sehr wichtig.“

Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff vom Zentrum für Kinder- und Jugendforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Frage, wie die seelische Widerstandskraft von Kindern in der Praxis in Kita und Schule gefördert werden kann, um die Kinder in der Entwicklung ihrer psychischen Gesundheit zu stärken.

Einen ungewöhnlichen Impuls gab Traumafachberaterin und Gesangspädagogin Dorit Lorenz-Heinrich – sie setzt ihre Erfahrungen musikalisch um. „Ich will Betroffenen eine Stimme geben und künstlerisch umsetzen, was ich in Sitzungen hören. Damit kann ich einen Einblick geben, wie sich die Betroffenen von traumatischen Erlebnissen fühlen.“

Am zweiten Tag konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzelne Themen und Ansätze in ganztägigen Workshops vertiefen.

Foto Veranstalter und Referent*innen (von links nach rechts):

Sophie Firle, Dirk Jacobsen (beide Wendepunkt e.V.), Dorit Lorenz-Heinrich (Traumafachberaterin und Gesangspädagogin), Dr. Andreas Jakob (Regio Klinik Elmshorn), Prof. Dr. Claudia Buß (Charité Berlin), Prof. Dr. Ingo Schäfer (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), Prof. Dr. Harald Karutz (Medical School Hamburg)