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Wendepunkt e.V.
Newsletter Dezember/2021

Liebe Mitglieder, Unterstützerinnen und Unterstützer, liebe Freunde und Freundinnen des Wendepunktes,

gerne möchten wir Sie zum Endes dieses Jahres wieder über unsere aktuelle Arbeit, wichtige Ereignisse der zurückliegenden Wochen und unsere aktuellen Angebote informieren!

Unsere Themen diesmal:

  • Viele Beratungsanfragen in allen Fachbereichen
  • Präventionsprojekte wieder möglich – Stärkung durch Budgeterhöhung
  • Unser Angebot „Frühe Kindheit“ im Rahmen der Trauma-Ambulanz
  • Förderstiftung Kreis Steinburg setzt Finanzierung traumaspezifischer Angebote fort
  • Pinneberger Bündnis „Gewaltopfer Mann“ gegründet
  • Traumafachtagung im Hybridformat war ein voller Erfolg
  • Fachtag Schutzkonzepte
  • Wir danken unseren Unterstützern!

Viele Beratungsanfragen in allen Fachbereichen

Wir beobachten zurzeit eine hohe Zahl von Anfragen in allen unseren Fachbereichen. Wir sehen, dass die Pandemie und ihre Folgen, die Schließungen und Einschränkungen, an vielen Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorübergegangen sind. Deshalb kommt es jetzt nach und nach zu mehr Hilfeanfragen. Zusätzlich haben sich Fälle „aufgestaut“. Familien, die durch die Schließungen im Frühjahr besonders belastet waren, sind schließlich nach und nach beim Jugendamt gelandet, welches sich nun an unseren Fachbereich Erziehungs- und Familienhilfen wendet. Wir bekommen dort momentan mehr Anfragen, als wir bearbeiten können.

Aus den Schulen bekommen wir die Rückmeldung, dass in vielen Klassen durch Lockdown und andere Pandemie-bedingte Einschränkungen Probleme aufgekommen sind – Konflikte und Gewalt haben zugenommen, es kommt vermehrt zu Mobbing, das Klima in den Klassen ist oft belastet und Missbrauchssituationen kommen ans Tageslicht. Unser Präventionsteam bekommt dadurch verstärkt anlassbezogene Anfragen. In solchen Situationen gehen wir in einzelne Klassen und arbeiten in der Gruppe an den bestehenden Konflikten.

Auch in unserem Fachbereich Ambulante Rückfallprophylaxe, der sich an Jugendliche und junge Erwachsene richtet, die sexuell übergriffig wurden, sind die Anfragen deutlich gestiegen, so dass es hier zu längeren Wartezeiten kommt als erwünscht.

Präventionsprojekte wieder möglich – Stärkung durch Budgeterhöhung

Gewaltprävention Kreis Pinneberg
Wir freuen uns sehr, dass wieder an allen Schulen, mit denen wir zusammenarbeiten, Präventionsprojekte möglich waren und sind. Wir haben neben den primärpräventiven Projekten, wie schon erwähnt, auch verstärkt mit einzelnen Klassen in akuten Krisen- und Konfliktsituationen gearbeitet. Da ist es umso wichtiger, dass Präventionsprojekte durchgeführt werden, in denen die Schülerinnen und Schüler sensibilisiert werden und eine tolerante und menschenfreundliche Grundhaltung gefördert wird.

In diesem Zusammenhang freuen wir uns sehr, dass der Kreis Pinneberg nach einem Beschluss des Jugendhilfeausschusses Ende vergangenen Jahres das Budget der Schulischen Gewaltprävention auf 500.000 Euro erhöht hat. Durch diese Mittelerhöhung sind zusätzliche gewaltpräventive Maßnahmen an den Schulen realisierbar. Und es werden neue Projekte angeboten, die ein besonderes Augenmerk auf rassistische, diskriminierende, gewaltbereite und gewalttätige Tendenzen legen und sich mit dem ungefilterten und missbräuchlichen Gebrauch von digitalen Medien beschäftigen. Zudem soll es Angebote aus dem Bereich der Prävention sexualisierter Gewalt geben.

Die schulische Gewaltprävention im Kreis Pinneberg wird seit 2008 durch drei Träger durchgeführt: den Verein für Jugendhilfe und Soziales Pinneberg e.V., die AWO Schleswig-Holstein gGmbH und den Wendepunkt e.V. Seitdem sind an vielen Grund- und weiterführenden Regelschulen verlässliche Strukturen entstanden, so dass die Maßnahmen der Gewaltprävention Bestandteil vieler schuleigener Präventionskonzepte geworden sind.

Im vergangenen Jahr wurden durch die Präventionsprojekte 9100 Menschen erreicht – davon 7258 Schülerinnen und Schüler. Dass der Kreis Pinneberg dieses beispielhafte Engagement noch weiter ausbaut, freut uns sehr!

Foto: Silvia Stolze (Team Prävention und Jugendarbeit des Kreises Pinneberg), Anja Wendland (Leitung Prävention, Schulische Gewaltprävention in der Region Elmshorn-
Barmstedt, Fachstelle Schutzkonzepte beim Wendepunkt e.V.), Karola Ranft (Leitung Schulische Gewaltprävention in der Region Pinneberg-Quickborn beim Verein für Jugendhilfe und Soziales Pinneberg e.V.) und Leonie Schreiber (Schulische Gewaltprävention in den Regionen Tornesch-Uetersen und Wedel-Schenefeld bei der AWO Schleswig-Holstein gGmbH)

Gleichzeitig sind wir sehr dankbar, dass die Sparkasse Elmshorn weiterhin sehr großzügig unsere Präventionsarbeit an den Grundschulen in Elmshorn unterstützt! Dank zusätzlicher Mittel durch die Stadt Elmshorn und der Unterstützung durch die Sparkasse können wir an Elmshorner Grundschulen mehr gewaltpräventive Projekte sowie Präventionsprojekte gegen sexuelle Gewalt anbieten. Dank der Unterstützung durch die Martha und Heinz-Ulrich Grade-Stiftung und zusätzlicher Mittel anderer Kommunen im Kreis können wir auch in weiteren Städten und Gemeinden Präventionsprojekte gegen sexuelle Gewalt anbieten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!
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Unser Angebot „Frühe Kindheit“ im Rahmen der Trauma-Ambulanz

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Dieses Angebot richtet sich an Familien mit Kleinkindern, welche während der Schwangerschaft, der Geburt oder innerhalb der ersten 6 Lebensjahre des Kindes traumatische Erlebnisse hatten.

Körperliche oder sexuelle Gewalterfahrungen, permanente Demütigung und Vernachlässigung, plötzlicher Verlust einer nahestehenden Person, Miterleben von Krieg und Flucht und existentielle (Zukunft-) Ängste, traumatische Erlebnisse unter oder nach der Geburt, aber auch chronische Stresserfahrungen während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren des Kindes können nicht nur bei Erwachsenen sondern auch bei ihrem (ungeborenen) Kind tiefe seelische Verletzungen hinterlassen und starke Ängste sowie tiefgreifende Ohnmachtsgefühle auslösen.

Wir bieten Einzelberatung und Therapie des gesamten Familiensystems an und planen zusätzlich, ein offenes Gruppenangebot zu etablieren, damit sich betroffene Eltern auch untereinander austauschen können.

Wir haben in diesem Jahr die bundesweite Arbeitsgemeinschaft „Frühe Kindheit“ des Fachverbandes Traumapädagogik mitgegründet. Wir sehen einen spezifischen Bedarf an traumapädagogischem Verstehen und Interventionen für den Bereich von 0-6jährigen Kindern und wollen einen entsprechenden fachlichen Diskurs in der Traumapädagogik fördern.

Förderstiftung Kreis Steinburg setzt Finanzierung traumaspezifischer Angebote fort

Seit zwei Jahren können dank der Finanzierung durch die Förderstiftung Kreis Steinburg Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Kreis ebenfalls das Angebot unseres Traumazentrums und der Interdisziplinären Trauma-Ambulanz Westholstein nutzen.

Wir freuen uns sehr, dass die Förderstiftung entschieden hat, diese Finanzierung auch im nächsten Jahr fortzusetzen! Auch aus dem Kreis Steinburg erreichen uns momentan überdurchschnittlich viele Beratungsanfragen.

Die traumaspezifischen Angebote richten sich an Menschen, die hochbelastende, traumatisierende Erfahrungen machen mussten. Die Trauma-Ambulanz bietet in solchen Fällen eine niedrigschwellige, fachlich umfassende Versorgung und adäquate sowie vor allem schnelle Hilfe.
Das Angebot der Trauma-Ambulanz richtet sich außerdem mit Fortbildungen und Beratungen an Fachkräfte zum Beispiel aus dem Bereich der Jugendhilfe, Kitas, der Eingliederungshilfe, dem Gesundheitswesen oder der - auch ehrenamtlichen - Flüchtlingshilfe.

Pinneberger Bündnis „Gewaltopfer Mann“ gegründet

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Die Initiative „Gewaltopfer Mann“ der Stadt Pinneberg hat häusliche und sexualisierte Gewalt an Männern in Partnerschaft und Familie im Fokus, und ist damit laut der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Pinneberg, Deborah Azzab-Robinson, das erste regionale Netzwerk dieser Art in Schleswig-Holstein.

In dem Bündnis haben sich Menschen aus Medizin, Sozialverbänden, Kirche, Wirtschaft und Politik zusammengeschlossen, um betroffene Männer über bestehende Hilfsangebote zu informieren und auf das Thema aufmerksam zu machen. Denn noch immer ist Gewalt gegen Männer eher ein Tabuthema – auch wenn laut Kriminalstatistik im vergangenen Jahr jedes fünfte Opfer häuslicher Gewalt männlich war.

Der Wendepunkt bietet bereits seit einigen Jahren Beratung für Männer ab 16 Jahren an, die häusliche oder familiäre Gewalt erleben oder in ihrer Kindheit (sexualisierte) Gewalt erfahren haben. „Das Wichtigste ist, das Schweigen zu brechen. Gemeinsam mit dem ratsuchenden Mann entwickeln wir konkrete Schritte, um die Gewaltspirale zu stoppen - sei es physische oder verbale Gewalt,“ erzählt Sascha Niemann, Leiter des Traumazentrums und der Männerberatung.

Das Bündnis hat den Flyer „Bleib` kein Opfer, Mann“ entwickelt und setzt sich für eine Gewaltschutzwohnung im Kreis Pinneberg ein

Traumafachtagung im Hybridformat war ein voller Erfolg!

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Über 200 Fachkräfte aus dem ganzen Bundesgebiet und sogar der Schweiz und Österreich haben an unserer 8. Interdisziplinären Traumafachtagung im November teilgenommen!

Nachdem die Fachtagung 2020 wegen Corona ausfallen musste, haben wir nach neuen Wegen gesucht, um über neue Erkenntnisse und Ansätze der traumatherapeutischen Arbeit zu informieren und Wissenschaftler*innen, Psycholog*innen, Therapeut*innen, Pädagog*innen und anderen Fachkräften die Möglichkeit zu geben, sich auszutauschen.

Die Resonanz auf unser Hybrid-Format war sehr positiv, die Interaktion zwischen der Veranstaltung in Elmshorn und der eigens eingerichteten Online-Plattform hat reibungslos funktioniert, und Fachkräfte konnten sich entweder persönlich oder interaktiv austauschen – wir sind froh, dass sich die langen Vorbereitungen gelohnt haben und bedanken uns bei der Firma smart&more für die Zusammenarbeit!
Dank der Online-Plattform konnten wir einen größeren Kreis an Fachkräften ansprechen – und so wurden in den Vortragssaal auch Fragen aus Wohnzimmern in Süddeutschland weitergereicht.

Inhaltlich war die hochkarätig besetzte Veranstaltung sehr informativ und hat ein breites Themenspektrum abgedeckt.
In den Vorträgen und Workshops wurde deutlich, welche schwerwiegenden und langfristigen Folgen Gewalterfahrungen für Kinder haben. Traumatische Erfahrungen wirken sich auf die emotionale Entwicklung der Kinder aus, sie können zu psychischen Erkrankungen und/oder Suchtproblemen führen und können sogar transgenerational weitergegeben werden.
„Die Erkenntnisse der Traumatherapie sind ein Schlüssel für die psychische Gesundheit – wir müssen diese Erkenntnisse noch viel besser und breiter nutzen. Solche Veranstaltungen müssen fortgesetzt und weiter ausgebaut werden, um das Thema noch präsenter zu machen“, wünscht sich Prof. Dr. Ingo Schäfer, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der auf der Fachtagung einen Vortrag über den Zusammenhang zwischen Trauma und Substanzmissbrauch gehalten hat.

Foto Veranstalter und Referent*innen (von links nach rechts):
Sophie Firle, Dirk Jacobsen (beide Wendepunkt e.V.), Dorit Lorenz-Heinrich (Traumafachberaterin und Gesangspädagogin), Dr. Andreas Jakob (Regio Klinik Elmshorn), Prof. Dr. Claudia Buß (Charité Berlin), Prof. Dr. Ingo Schäfer (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), Prof. Dr. Harald Karutz (Medical School Hamburg)

Hier können Sie die Vorträge der Fachtagung nachlesen:
https://www.wendepunkt-fortbildung.de/trauma-fachtagung

Hier finden Sie alle aktuellen Angebote unseres Fortbildungszentrums:
https://www.wendepunkt-fortbildung.de/wp-content/uploads/2021/12/WFZ-Angebote-2022_23-Stand-12.2021-1.pdf

Fachtag Schutzkonzepte

Am 24.11. haben wir einen digitalen Fachtag zum Thema Schutzkonzepte ausgerichtet. Der Fokus lag in diesem Jahr auf der Frage, wie Schutzkonzepte im Arbeitsfeld Kita und Familienzentrum gelingen können. Rund 70 Trägervertreter*innen und Leitungskräfte von Kindertageseinrichtungen und Familienzentren haben an der kostenlosen Veranstaltung teilgenommen.

Die Erarbeitung von nachhaltigen Schutzmaßnahmen in Institutionen stellt ein zentrales Element dar, um Einrichtungen zu Schutz- und Kompetenzorten für Kinder und Jugendliche zu machen.
Bei der Erarbeitung von Schutzkonzepten gilt es, sowohl die Risiken als auch die Potentiale einer Einrichtung in den Blick zu nehmen und darauf aufbauend ein ganz individuelles und nachhaltiges Schutzkonzept zusammen mit allen Beteiligten zu erarbeiten.

Nach einem Vortrag von Regine Derr vom Deutschen Jugendinstitut München zu dem Thema wurden verschiedene Workshops angeboten, in denen die einzelnen Schwerpunkte vertieft wurden.

Dank einer Förderung durch die Deutsche Fernsehlotterie haben wir im vergangenen Jahr unsere neue Fachstelle Schutzkonzepte aufbauen können und bieten in diesem Rahmen u.a. Fachtage und Fortbildungen zum Thema Schutzkonzepte an. Im nächsten Jahr wird sich die Fachtagung vermutlich mit der Schutzkonzeptarbeit im Arbeitsfeld Schule befassen.
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Wir danken unseren Unterstützern!

Da unsere Arbeit immer noch nicht voll ausfinanziert ist, freuen wir uns sehr, dass wir auch in diesem Jahr wieder Spenden erhalten haben! Diese Gelder fließen direkt in unsere Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und sind aufgrund des erhöhten Beratungsaufkommens und den besonderen Hygienevorschriften eine große Unterstützung!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Martha und Heinz-Ulrich Grade-Stiftung, dem Lions-Club Elmshorn und den Firmen ProWIN, HellermannTyton, Zarbock Flexodruck, Euler Hermes SA, Das Futterhaus, Hansa Heemann AG, DEKOM, Wiebold Confiserie GmbH & Co. KG, der Schlachterei Fock für das Aufstellen von Spendendosen – und den privaten Unterstützern, die zum Beispiel bei Hochzeiten, Geburtstagen sowie bei Trauerfällen für unsere Arbeit gesammelt haben!
Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie und Ihr an unserer Seite stehen/steht – ganz herzlichen Dank für die Unterstützung, das Engagement und die Zusammenarbeit!

Wir wünschen eine schöne und erholsame Weihnachtszeit, bleiben Sie/bleibt gesund!
Herzliche Grüße aus dem Wendepunkt!

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