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Wendepunkt e.V.
Newsletter Mai/2022

Liebe Mitglieder und Kolleg*innen, liebe Freunde und Freundinnen des Wendepunktes,

der Ukraine-Krieg und seine unmittelbaren Folgen stellen uns vor besondere Herausforderungen. Wir geben in diesem Newsletter wichtige Infos und Tipps zum Thema „Mit Kindern über Krieg sprechen“ und informieren über aktuelle Fortbildungsangebote für Fachkräfte, die mit hochbelasteten und traumatisierten Kindern und Jugendlichen arbeiten. Und unsere diesjährige Traumafachtagung steht unter dem Thema „Traumatisierung nach Krieg, Flucht und Naturkatastrophen".

Wir berichten außerdem über erfreuliche Unterstützung, unsere Schutzkonzept-Arbeit und haben noch einen Literaturtipp für Sie.

Unsere Themen diesmal:

  • Mit Kindern über Krieg sprechen
  • Traumapädagogische Angebote für Fachkräfte aus Kita und Schule
  • 9. Interdisziplinäre Traumafachtagung am 16. und 17. November – jetzt schon anmelden!
  • Grade-Stiftung unterstützt unsere Präventionsarbeit gegen sexuelle Gewalt
  • Landesweite Spendenaktion von „Appen musiziert“ unterstützt Reittherapie
  • Elmshorn verbessert Schutz von Kindern und Jugendlichen - Schutzkonzepte für Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe
  • Unser Buchtipp: „Die Weltraummission"

Mit Kindern über Krieg sprechen

Bilanz mit Kindern über Krieg sprechen neu
Wir haben Mitte März spontan eine kostenlose Online-Veranstaltung angeboten zu der Frage, wie wir mit Kindern über das Thema Krieg sprechen können und sollen - und haben damit offensichtlich einen Nerv getroffen! Wir hatten uns schon gedacht, dass dieses Thema gerade viele Eltern und Fachkräfte bewegt – aber die unglaubliche Resonanz hat uns nahezu umgeworfen. An der Veranstaltung haben 1.000 Fachkräfte und Eltern teilgenommen. Aus ganz Deutschland – und sogar Luxemburg. Das ist eine unglaubliche Zahl, für die wir erstmal unseren Zoom-account erhöhen mussten...
Binnen kürzester Zeit wurde unsere Einladung über die unterschiedlichsten Kanäle verbreitet – allein der Hinweis auf die Veranstaltung auf unserer facebook-Seite hatte über 11.000 clicks.

Das macht deutlich, wie groß der Informationsbedarf zu diesem Thema ist – deshalb haben wir die wichtigsten Punkte des Vortrags, Tipps und Quellen in einem Handout zusammengefasst, so dass es alle interessierten Eltern und Fachkräfte nachlesen können: www.wendepunkt-fortbildung.de

Die Fragen der Teilnehmenden haben gezeigt, wie sehr die Kinder und Jugendlichen dieses Thema beschäftigt – und wie schwer es für die Bezugspersonen ist, einen guten Umgang damit zu finden.
Eltern haben bei der Veranstaltung berichtet, welche Ängste ihre Kinder haben – ein Sechsjähriger will wissen, was passiert, wenn eine Atombombe abgeworfen wird, eine 12jährige hat einen „Notfall-Rucksack“ gepackt, eine Neunjährige hat ganz viel Angst, weil ihr Vater, der Soldat ist, demnächst in die Nähe des Kriegsgebiets verlegt wird. Erzieher und Lehrkräfte berichteten davon, dass manche Eltern nicht wollen, dass über dieses Thema überhaupt gesprochen wird – die Kinder es aber sehr beschäftigt. Es wird Krieg gespielt, auf dem Pausenhof wird abgestimmt, wer für wen ist, russischstämmige Kinder werden angefeindet.

Der klare Appell unserer beiden Referent*innen Elisabeth Hüttche und Jan Verspermann: wenn die Kinder Fragen haben, dann unbedingt mit ihnen über das Thema sprechen! Den Kindern und Jugendlichen zunächst zuhören, welche Fragen sie haben und welche Ängste. „Die Gefühle der Kinder dabei nicht einfach beruhigen nach dem Motto ´Du brauchst keine Angst zu haben´ – das wertet die Gefühle der Kinder ab“, erklärt Elisabeth Hüttche. „Die Kinder lieber fragen, was man gemeinsam tun kann, damit die Angst weniger wird.“
Den Kindern dann altersgerechte Erklärungen und Informationen geben – gerade bei jüngeren Kindern nach dem Grundsatz „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“.
Jüngere Kinder verarbeiten die Eindrücke meistens im Spiel – es ist also vollkommen normal, wenn sie Krieg spielen. Anstatt es zu verbieten, sollte man lieber auf die Einhaltung bestimmter Regeln achten („wir verletzen niemanden“) und zuhören, was die Kinder beschäftigt.
Mit den Kindern gemeinsam Kindernachrichten wie z.B. Logo oder neuneinhalb gucken. Bei älteren Schulkindern auf den Medienzugang achten und ggf. über den Umgang mit Fake-News sprechen.

Den link mit den Informationen gerne teilen!
Wir haben die Teilnehmenden der kostenlosen Online-Veranstaltung um eine freiwillige Spende zur Unterstützung der Menschen in der Ukraine gebeten, z.B. über www.aktionsbuendnis-katastrophenhilfe.de und würden uns natürlich über weitere Spenden freuen!

Traumapädagogische Angebote für Fachkräfte aus Kita und Schule

Gerade vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der geflüchteten Menschen stehen Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen vor der Herausforderung, Traumata frühzeitig erkennen und entsprechende Maßnahmen einleiten oder vermitteln zu können.
Der Wendepunkt hat verschiedene traumapädagogische Angebote für Fachkräfte, um sie in ihrer Arbeit mit hochbelasteten Kindern zu unterstützen – nicht nur aber auch im Umgang mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen.

Im Rahmen des landesweiten TiK-SH-Programms (Traumapädagogik in Kindertagesstätten, in der Kindertagespflege und Familienzentren) werden neben verschiedenen Fortbildungen zu traumapädagogischen Themen auch Beratungen und Supervisionen angeboten.
Informationen dazu: tik@wendepunkt-ev.de
Aktuelle Fortbildungstermine werden über einen Verteiler auch direkt an die Einrichtungen geschickt.

Das Programm TIPP KID Schule richtet sich an Schulsozialpädagog*innen sowie Lehrkräfte und Beratungs- und Präventionslehrkräfte. Es verfolgt das Ziel, Fachkräfte im Umgang mit traumatisierten Schülerinnen und Schülern zu unterstützen und Kompetenzen im Hinblick auf Traumapädagogik zu erweitern. In diesem Rahmen sind neben Fortbildungen auch anliegenorientierte Fachberatungen möglich.
Informationen dazu: info@wendepunkt-fortbildung.de

Wenn Kinder und Jugendliche nach traumatisierenden Ereignissen und Erlebnissen Hilfe und Unterstützung benötigen, steht ihnen das niedrigschwellige Angebot der Interdisziplinären Trauma-Ambulanz Westholstein zu Verfügung. Der Wendepunkt bietet in Zusammenarbeit mit den Regio Kliniken schnelle und passgenaue Hilfen an. Fachkräfte können sich in diesem Rahmen ebenfalls an uns wenden.

9. Interdisziplinäre Traumafachtagung am 16. und 17. November – jetzt schon anmelden!

Traumafachtag 1. Kachel
Wir sind längst wieder in den Vorbereitungen für unsere nächste Traumafachtagung. Das Thema greift die aktuellen Ereignisse auf und setzt sich auch mit den (Spät-)Folgen der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer auseinander.
Die Fachtagung findet in diesem Jahr ausschließlich online auf einer digitalen Eventlocation statt. Am Mittwoch, den 16.11. erwarten Sie verschiedene Fachvorträge zu einzelnen Aspekten unseres Themenschwerpunktes – wir haben wieder hochkarätige Referent*innen angefragt. Am zweiten Tag bieten wir wie gewohnt Workshops an, in denen die Themen des Vortags vertieft werden können, aber auch noch andere Themenschwerpunkte gesetzt werden. Die Angebote sind einzeln buchbar.

Die digitale Eventlocation, die wir schon im vergangenen Jahr erfolgreich genutzt haben, bietet neben der Teilnahme an den verschiedenen Vorträgen und Webinaren auch Hintergrundinformationen und die Möglichkeit zum direkten Austausch und zur Vernetzung mit Kolleg*innen.
Sichern Sie sich schon jetzt einen Platz! Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier:
https://www.wendepunkt-fortbildung.de/trauma-fachtagung

Martha und Heinz Ulrich Grade-Stiftung unterstützt Präventionsarbeit des Wendepunkt e.V. mit 8.000 Euro

Wir freuen uns sehr über diese Unterstützung unserer wichtigen Arbeit, um Kinder und Jugendliche zu stärken und vor sexuellem Missbrauch zu schützen! Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hat in den vergangenen Jahren bundesweit zugenommen – 2020 ist laut Kriminalstatistik Kindesmissbrauch um erschreckende 6,8 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen. Unsere Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt haben im vergangenen Jahr 177 Hilfsanfragen …

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Martha und Heinz Ulrich Grade-Stiftung unterstützt Präventionsarbeit des Wendepunkt e.V. mit 8.000 Euro

Landesweite Spendenaktion von „Appen musiziert“ unterstützt Reittherapie

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Mit einer großangelegten Spendenaktion sammelt Rolf Heidenberger mit Appen musiziert Gelder unter dem Motto „Keine Gewalt gegen Kinder und Jugendliche!“ und unterstützt damit zahlreiche Projekte.
Wir können dank dieses Engagements u.a. Tagesausflüge zu einem Reiterhof für hochbelastete Kinder aus unseren Familien- und Erziehungshilfen anbieten.
Die Ausflüge sind für die Oster-, Sommer- und Herbstferien geplant.

Kinder haben aus einem grundlegenden menschlichen Bedürfnis heraus eine natürliche Zuneigung zu Tieren. Sie suchen den Kontakt mit dem Tier, wollen es lieben und geliebt werden. Sie finden zu ihnen oft einen leichteren Zugang als zu Menschen. Durch Tierhaltung und den Umgang mit Tieren kann die Persönlichkeit gefördert und die Kontaktaufnahme zu den Mitmenschen und zur Umgebung erleichtert werden.
Pferde eignen sich besonders dazu. Sie lassen sich beobachten, pflegen, füttern, reiten, und sie haben ein feines Gespür für Stimmungen.

Durch die Tagesausflüge können wir einer größeren Zahl von hochbelasteten Kindern in verschiedenen Altersgruppen eine Chance geben, diese besondere Erfahrung zu machen. Sie können fern von ihren Alltagsproblemen und den Schwierigkeiten in ihren Familien einen unbeschwerten Tag verbringen, mit den Ponys umgehen, Nähe erleben, die Tiere streicheln und reiten.

Die teilnehmenden Kinder haben zum Teil schwer belastende Erfahrungen gemacht. Viele von ihnen haben bereits in jungen Jahren schwerste Vernachlässigung und/oder häusliche Gewalt erlebt.
Einige Kinder und Jugendliche leben inzwischen bei ihren Großeltern oder in Pflegefamilien. Fast alle haben Bindungsstörungen, Schwierigkeiten, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen und können nur schwer ihre Emotionen kontrollieren.

Durch unsere Arbeit mit den (Pflege-)Familien über unsere Erziehungshilfen bekommen wir mit, dass viele der Kinder und Jugendlichen zurzeit große Schwierigkeiten in der Schule haben. Durch die Corona-bedingten Unregelmäßigkeiten im vergangenen Jahr ist viel Struktur und Verlässlichkeit weggebrochen. Die Kinder haben Schwierigkeiten, sich wieder zurechtzufinden und einzufügen. Einige verweigern die Schule, können sich nicht in die Klasse einfügen, sind aggressiv oder sehr verängstigt, und die Lehrkräfte und auch die jeweiligen Schulbegleitungen sind mit den Herausforderungen oft überfordert.

Wir machen die Erfahrung, dass die Begegnungen mit den Tieren und die hilfreiche Auszeit vom belastenden Alltag der Familie die Kinder und Jugendlichen lockert und stärkt. Sie machen mit den Tieren eine positive Beziehungserfahrung.
Wenn wir sehen, dass einzelne Kinder von weiterführenden reittherapeutischen Maßnahmen profitieren würden, können bei den jeweiligen Jugendämtern weiterführende Maßnahmen beantragt werden.

Elmshorn verbessert Schutz von Kindern und Jugendlichen

Wendepunkt unterstützt bei der Entwicklung von individuellen Schutzkonzepten für Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendhilfe Als erste Einrichtung im Rahmen einer Schutzkonzeptinitiative der Stadtjugendpflegerin Anja Jansen hat der Verein „Die Frischlinge e. V. / Die Burg Elmshorn“ ein umfangreiches Schutzkonzept erarbeitet, mit dem gewalttätige, sexuelle und psychische Übergriffe verhindert werden sollen. Unterstützt wurde er dabei neben der Stadtjugendpflege durch den …

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Elmshorn verbessert Schutz von Kindern und Jugendlichen

Unser Buchtipp: „Die Weltraummission"

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Tief einatmen ... und los geht´s ins Weltall! Vom Kinderzimmer aus startet Astronautin Violetta zu ihren abenteuerlichen Weltraum-Missionen. Immer mit dabei: Die LeserInnen als Co-AstronautInnen. Auf fernen Planeten lassen sie funkelnde Drachen steigen oder liefern sich kunterbunte Wettrennen. Um auch in den spannendsten Momenten Ruhe zu bewahren, sind in Text und Bild spielerisch Entspannungsübungen aus Progressiver Muskelrelaxation und Autogenem Training verpackt. Die Reisen ins All können selbst gelesen, vorgelesen oder angehört werden. Sie sind besonders geeignet für Kinder mit Unruhe, Ärger, Ängsten, Schlafproblemen und Konzentrationsschwierigkeiten und vermitteln ihnen Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeitserfahrungen. Hypnotisch anmutende Illustrationen lassen tief in die Geschichten eintauchen und verankern die Entspannungsmethoden nachhaltig für den Alltag.

Unser Mitarbeiter Franz Schneider, Co-Leiter des Fachbereichs Traumazentrum und Beratung, hat gemeinsam mit seinem Co-Autoren Matze Döbele Entspannungstipps für Kinder von 5 bis 10 Jahren zusammengestellt. Die Übungen sind kindgerecht erklärt und es gibt ein Audio-Download der Geschichten.

Reinhardt Verlag 2022, 32 Seiten, Innenteil farbig. DIN A4 (978-3-497-03097-2)
Leseprobe hier.
Wir hoffen, wir hatten interessante Themen und Tipps für Sie - empfehlen Sie unseren Newsletter gerne weiter!
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Wir wünschen einen schönen Frühling, bleiben Sie/bleibt gesund!
Herzliche Grüße aus dem Wendepunkt!

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