Aktuelles

„Vielfalt feiern!“ – Kunstaktion des Wendepunktes mit Schüler*innen aus zwei DaZ-Klassen zur Interkulturellen Woche

Auf die Frage, was für ihn das perfekte Fest ist, hat der 12jährige Ahmad aus Syrien sofort eine Antwort: „Für mich war es das größte Fest, als vor zwei Wochen meine Eltern endlich nachgekommen sind. Das ist sehr, sehr schön!“ Ahmed strahlt über das ganze Gesicht. Vor knapp zwei Jahren ist der 12jährige nach Deutschland gekommen. Seine Eltern mussten erst noch in Syrien bleiben – deshalb hat ihn seine Großmutter bei der Flucht begleitet. Allerdings nur bis nach Griechenland – den Rest der Reise musste Ahmed alleine zurücklegen. In Elmshorn ist er dann bei einer Tante untergekommen. Nun ist die kleine Familie endlich wieder vereint – und Ahmed kann seine Eltern mit seinen Deutschkenntnissen und Erfahrungen in der neuen Heimat unterstützen.

Ahmed hat auf seiner Leinwand aber nicht das Wiedersehen mit seinen Eltern festgehalten, sondern hat stattdessen ein Fußballfeld gemalt – denn der 12jährige ist begeisterter Fußballer und erfolgreicher Torjäger. Bei seinem letzten Spiel hat er gleich 5 Tore für seine Mannschaft erzielt – auch das ein Anlass zum Feiern!

Bei der Kunstaktion im Wendepunkt e.V. dreht sich alles um die Frage, was zu einem schönen Fest gehört, was und wie gefeiert wird, welche Traditionen und Bräuche dabei eine Rolle spielen. Ein Thema, von dem sich alle 36 Schülerinnen und Schüler der beiden DaZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) der Boje C. Steffens Gemeinschaftsschule Elmshorn angesprochen fühlen.

Und so wird voller Konzentration gebastelt, geklebt und gemalt. „Am Anfang waren alle voller Aufregung und es war entsprechend turbulent, aber als sie mit ihren Werken angefangen haben, war es plötzlich ganz ruhig. Alle sind sehr entspannt und zufrieden“, freut sich Sonja Dabkowski, eine der beiden DaZ-Lehrerinnen. Sie findet es toll, dass die Schüler*innen mal etwas ganz Anderes erleben können – und dass die beiden Klassen die Gelegenheit haben, sich auch untereinander besser kennenzulernen.

Die Jugendlichen kommen unter anderem aus der Ukraine, aus Syrien, Afghanistan, Indien, Myanmar, dem Sudan und dem Irak.

Die 15jährige Kateryna ist Anfang März mit ihrer Familie aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Sie malt ein schönes Sommerbild – „denn im Sommer habe ich Geburtstag. Das ist mein liebstes Fest“, erklärt sie. In ihrer Heimat hatte sie in der Schule Deutsch als Fremdsprache – deshalb kann sie sich jetzt schon gut verständigen. Für die anderen Jugendlichen aus der Ukraine ist anfangs noch ein Übersetzer dabei. Aber spätestens beim Malen und Basteln braucht es keine Übersetzung mehr – der kunsttherapeutische Ansatz überwindet alle Sprachbarrieren.

Die Aktion wurde finanziert durch eine Spendenaktion von Appen musiziert. Vielen Dank dafür! Die Jugendlichen werden bei ihrer Arbeit unterstützt von mehreren Wendepunkt-Mitarbeiter*innen, die ihnen zwischendurch kurz in anschaulichen Worten die Arbeit des Wendepunktes vorstellen und erklären, wie sie Kindern, Jugendlichen und ihren Familien nach belastenden Erlebnissen und Erfahrungen helfen.

Am Ende präsentieren alle stolz ihr kleines Kunstwerk, und die Leinwände werden zu einem großen Mosaik zusammengelegt – so bunt und vielfältig wie die jungen Künstler*innen! Das Mosaik soll später in ihrer Schule präsentiert werden.

Das Thema „Traumatisierung nach Krieg, Flucht und Naturkatastrophen“ ist Schwerpunkt der 9. Interdisziplinären Online-Traumafachtagung am 16. und 17.11.22. Alle Informationen und Anmeldung unter https://www.wendepunkt-fortbildung.de/trauma-fachtagung

 

#nichtweiterleiten – Kampagne der Landespolizei SH

Von Jugendlichen werden Missbrauchsbilder an Kindern oft unüberlegt geteilt. Jetzt hat die Landespolizei Schleswig-Holstein eine „Kampagne gegen das Weiterleiten“ gestartet – speziell zugeschnitten auf junge Leute.

Die Zahlen sind erschreckend: Laut Landespolizei sind in Schleswig-Holstein bei Ermittlungen wegen „Kinderpornografie“ ein Drittel aller Tatverdächtigen Jugendliche. Fotos oder Videos werden oft leichtfertig über WhatsApp oder andere Messenger-Dienste geteilt.

Das müssen wir auch in unserem Fachbereich Ambulante Rückfallprophylaxe beobachten, in dem wir mit Minderjährigen und jungen Erwachsenen mit sexuell auffälligem Verhalten arbeiten. „Es fehlt Aufklärung zu diesem Thema bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, und es gibt dringenden Bedarf für eine umfassende und nachhaltige Arbeit in diesem Bereich“, berichtet Karl Sören Michaelis, Dipl.-Psychologe. „Die Aktion #nichtweiterleiten der Polizei SH ist in jedem Fall begrüßenswert! Da Appelle aber oft ungehört verhallen, empfehlen wir die Umsetzung sexual- und medienpädagogischer Projekte, die in den Schulen sowohl für Fachkräfte als auch für Schüler und Schülerinnen regelhaft angeboten werden. So erreichen wir, dass Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei Schulabschluss die Regeln der Sexualität und auch der Umgang mit Medien geläufig sind und ihnen die Würde der anderen auch in vermeintlich anonymen Räumen im Internet bewusster wird.

Vielen Kindern und Jugendlichen ist überhaupt nicht bewusst, dass es strafbar ist,

Darstellungen sexualisierter Gewalt an Kindern über Chats, Messenger und soziale Netzwerke weiterzuverbreiten. Die Polizei schreibt zu dieser Aktion: „Wir mussten in den letzten Jahren leider feststellen, dass genau diese Inhalte immer häufiger unter Kindern und Jugendlichen geteilt wurden – auch in Klassenchats, jeden Tag. Die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen ist ein Verbrechen, das hohe Strafen zur Folge hat. Deshalb ist es extrem wichtig, die Verbreitung zu stoppen und Inhalte konsequent zu melden. Jede Meldung, die keiner mehr lesen und liken kann, hilft, die Betroffenen zu schützen.“

Wir begrüßen und unterstützen die Aktion!

„Leider ist der Begriff „Kinderpornografie“ irreführend und falsch, denn es sind Abbildungen sexueller Gewalt an Kindern – AsGaK –  und keine Pornografie, die hier weiterverbreitet werden“, meint Michaelis. „Ja, „Kinderpornografie“ ist der Begriff im Gesetzestext. Und dieser Text sollte dringend überarbeitet werden. So zeigen wir als Gesellschaft, dass wir das Leid der betroffenen Kinder und Jugendlichen nicht bagatellisieren sondern anerkennen.

#nichtweiterleiten #sexuelleGewalt #keinGewaltgegenKinder

Wenn Männer Hilfe brauchen – zwei Kurzfilme sollen Betroffene auf das Angebot der Männerberatung Schleswig-Holstein aufmerksam machen

Staatssekretärin Marjam Samadzade fordert: „Wir müssen alle Opfer von Gewalt und Missbrauch sprachfähig machen, wir müssen als Gesellschaft hingucken!“

Der erste Kurzfilm: Ein Mann sitzt mit verletzter Hand in einer Arztpraxis. Während er wartet, bekommt er Sprachnachrichten von seiner Partnerin. Klingt diese anfangs noch besorgt, ändert sich schnell der Ton: sie schimpft, sie droht, sie macht ihn nieder. Erinnerungsbilder zeigen, wie sie im Streit getobt hat. Wohl nicht zum ersten Mal.

Ein Mann, der häusliche Gewalt erlebt – ein ungewöhnliches Bild? Dabei ist es gar keine Seltenheit: im Jahr 2020 waren in Schleswig-Holstein 21,4% aller Opfer von häuslicher Gewalt männlich. Und das Dunkelfeld ist groß. Cornelia Donicht von der Männerberatung Schleswig-Holstein weiß, dass es Männern besonders schwerfällt, sich Hilfe zu holen: „Sie haben Angst vor der Stigmatisierung als „schwacher Mann“, sie haben Angst vor der Reaktion – weil die Opferrolle nicht mit dem Klischee des starken Mannes zusammenpasst. Wenn sie dann erstmal zu uns in die Beratung gefunden haben, sagen sie oft: wäre ich doch früher gekommen.“

Seit fünf Jahren bietet die Männerberatung Schleswig-Holstein Hilfe für Männer, die sexuelle oder häusliche Gewalt erfahren haben. Um auf das Thema und das Angebot aufmerksam zu machen und noch mehr betroffene Männer zu erreichen, haben die drei Träger der Männerberatung – Wendepunkt e. V. in Elmshorn, Frauennotruf Kiel e. V. und pro familia Schleswig-Holstein, in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein zwei Kurzfilme drehen lassen.

Die Filme sind über die Seite der Männerberatung-SH zu sehen: https://www.maennerberatung-sh.de/index.html

In den beiden Filmen werden die zwei Themenschwerpunkte häusliche Gewalt und sexuelle Gewalterfahrungen in der Kindheit sensibel umgesetzt. Denn nicht wenige Männer haben bereits in ihrer Kindheit Gewalterfahrungen machen müssen. Verschiedene Studien legen nahe, dass jeder achte bis zwölfte Junge bis zur Vollendung seines achtzehnten Lebensjahres Opfer sexualisierter Gewalt wird.

Die Filme wurden durch die Capt´n Capture Filmagentur in Flensburg produziert und in Anwesenheit von Staatssekretärin Marjam Samadzade in dem Programmkino „Die Pumpe“ in Kiel präsentiert. Die Anwältin und Richterin hat selbst schon Erfahrungen mit diesem Thema gesammelt: „Ich habe als Anwältin viele Jungen und Männer bei gerichtlichen Verfahren begleitet. Die Hürden sind bei diesem Thema besonders hoch, weil die Opfer oft auf Unverständnis stoßen. „Warum hast du dich nicht gewehrt, du bist doch ein Kerl“, heißt es dann. Es ist ein Umdenken in unserer Gesellschaft wichtig – gemeinsam für den Opferschutz. Denn eins ist klar: egal welche Strafe es für den oder die Täter*innen gibt, das Opfer bekommt immer lebenslang.“

Bisher gibt es bundesweit noch relativ wenige spezialisierte Beratungsangebote für Männer.

Seit das Projekt in Schleswig-Holstein vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, haben die drei Träger bis Ende 2021 insgesamt 869 Betroffene beraten. Schwierig wird es, wenn ein Mann eine toxische Beziehung verlassen will und eine Unterkunft benötigt. Denn Männerschutzwohnungen gibt es in Schleswig-Holstein nicht. Die Betroffenen landen dann in Männerwohn- oder Obdachlosenheimen. „Es gibt auch keine Vater/Kind-Zimmer. Wenn es in einer Beziehung Kinder gibt, dann bedeutet eine Trennung für den Mann somit auch meistens eine Trennung von den Kindern – das macht die Hürden natürlich noch höher“, erklärt Sascha Niemann von der Männerberatung.

Staatssekretärin Samadzade dankt den Trägern für ihre Arbeit und hofft, dass durch die Filme die Aufmerksamkeit auf den Opferschutz gelenkt wird: „Wir bekämpfen meist nur die Symptome und beschäftigen uns nicht mit den Ursachen. Wir müssen alle Opfer sprachfähig machen, wir müssen auf diese Themen hinweisen und Räume schaffen. Es muss eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein – alle müssen hingucken!“

Foto von links nach rechts:

Dagmar Steffensen, stv. Geschäftsführerin, pro familia Schleswig-Holstein

Andrea Langmaack, Geschäftsführerin, Frauennotruf Kiel e. V.

Sascha Niemann, Team Männerberatung, Wendepunkt e.V.
Marjam Samadzade, Staatssekretärin, Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung

Cornelia Donicht, Team Männerberatung, pro familia Flensburg

Benjamin Rogalli, Team Männerberatung, Frauennot Kiel e. V.

 

 

Traumafachtagung: Wenn Trauer auf Trauma trifft

„Wenn durch Trauer traumatische Erfahrungen entstehen oder alte Verluste reaktiviert werden, dann geht es in beiden Fällen darum, eine elementare Wende im Leben zu bewältigen und das Trauma, einen Verlust oder Todesfall als Teil des eigenen Lebens zu begreifen und in die eigene Biografie zu integrieren.“

Petra Brenner, Traumapädagogin und pädagogische Leitung des LÖWENZAHN Zentrum für trauernde Kinder und Jugendliche e.V. Hannover, hält auf der 9. Interdisziplinären Online-Traumafachtagung am 16.11.22 einen Vortrag zum Thema „Trauer trifft Trauma“.

Jetzt anmelden – alle Informationen unter: https://www.wendepunkt-fortbildung.de/trauma-fachtagung

Die Online-Fachtagung findet am 16. und 17.11.2022 statt – in diesem Jahr mit dem Themenschwerpunkt „Traumatisierung nach Krieg, Flucht und Naturkatastrophen“.

Die Fachtagung findet online auf einer digitalen Eventlocation statt. Am Mittwoch, den 16.11. erwarten Sie verschiedene Fachvorträge zu einzelnen Aspekten unseres Themenschwerpunktes – wir haben wieder hochkarätige Referent*innen gewinnen können. Am zweiten Tag bieten wir verschiedene Webinare an, in denen die Themen des Vortages vertieft werden können, aber auch noch andere Themenschwerpunkte gesetzt werden. Die Angebote sind einzeln buchbar.

Petra Brenner wird am zweiten Tag zusätzlich ein Webinar zu diesem Thema anbieten.

Dabei geht es um folgende Fragen:
• Wie trauern Kinder, Jugendliche und Erwachsene?
• Was bedeutet es, wenn Trauer auf Trauma trifft?
• Wie können die Betroffenen effektiv und nachhaltig unterstützt werden?
• Welche innere Haltung ist im pädagogischen, therapeutischen oder medizinischen Bereich hilfreich und fördert die Selbstsorge im „helfenden System?“

Anregungen für die praktische Arbeit und Ideensammlung an konkreten Beispielen sind Bestandteil dieses Webinars.

Die digitale Eventlocation, die wir schon im vergangenen Jahr erfolgreich genutzt haben, bietet neben der Teilnahme an den verschiedenen Vorträgen und Webinaren auch Hintergrundinformationen und die Möglichkeit zum direkten Austausch und zur Vernetzung mit Kolleg*innen.

 

Wir suchen Verstärkung für unser ARP-Team in Hamburg!

„Ich könnte das nicht, mit solchen Menschen arbeiten!“ ist ein Satz, den wir oft von Kolleg*innen und Bekannten hören. Der erste Eindruck vieler Menschen von unserem Fachbereich besteht aus der krassen Herausforderung die die Arbeit mit sexuell auffälligen und übergriffigen Kindern und Jugendlichen bedeutet. Es gibt kaum Arbeitsfelder, über die es so viele Stereotype und Vorurteile gibt. Wir aber verstehen unsere Arbeit zuerst als einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von sexueller Gewalt.“ – Bernd Priebe, Theologe, Leiter des Fachbereichs Ambulante Rückfallprophylaxe im Wendepunkt e.V.

Wir suchen Sozialpädagog*innen/Psycholog*innen für unser Team in Hamburg! Informationen zum Stellenangebot: https://www.wendepunkt-ev.de/jobs/sozialpaedagogin-hh/

„Wir arbeiten mit Kindern, Jugendlichen, deren Familien und den professionellen Betreuungssystemen, die unter hohem Druck stehen. Wir wissen um die Beschämung, die die Aufdeckung von Grenzverletzungen mit sich bringen – auf allen Seiten. Wir schaffen einen respektvollen Rahmen, in dem sie sich mit ihrem Verhalten auseinandersetzen und neue angemessene Formen der sozialen Interaktion lernen können. Die meisten unserer Klient*innen schätzen unser Angebot. Sie nutzen die Beratungssettings oder die pädagogisch-therapeutische Begleitung für sich und ihre Entwicklung.

Wir arbeiten in einem multiprofessionellen Team – das ist vielseitig und abwechslungsreich. Besonderen Wert legen wir auf den Austausch und die Reflexion auch zu aktuellen Diskursen rund um die Themen Gender und Sexualität.“

Viele Grüße aus dem ARP-Team – wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

Bewerbungen bitte per Mail bis zum 1.10.22 als PDF an bewerbung@wendepunkt-ev.de
Fragen beantworten gerne Bernd Priebe und Karl Michaelis, Telefon 040/70 29 87 61

Praxisorientiertes Webinar für pädagogische und therapeutische Fachkräfte

Ralph Kortewille wird gemeinsam mit seiner Kollegin Halina Linke, Diplom Psychologin, im Rahmen der 9. Interdisziplinären Online-Traumafachtagung ein Webinar zum Thema „Stabilisierung und Traumaverarbeitung in Gruppen – sich dem Scheinriesen nähern“ durchführen.

Die Online-Fachtagung findet am 16. und 17.11.2022 statt – in diesem Jahr mit dem Themenschwerpunkt „Traumatisierung nach Krieg, Flucht und Naturkatastrophen“.

Jetzt anmelden – alle Informationen unter: https://www.wendepunkt-fortbildung.de/trauma-fachtagung

„Pädagog*innen sind im Alltag oft sehr enge Bezugs- und erste Ansprechpersonen von Kindern. Die herausfordernden Verhaltensweisen traumatisierter Kinder bringen es mit sich, dass sich Ärger, Hilflosigkeit und der Wunsch, das Kind mit Härte und Konsequenz zur Vernunft zu bringen, im pädagogischen Team abbildet. Weil das traumatisierte Kind häufig nicht mitspielt, sich schwer begrenzen und trotz vieler Bemühungen die Begleitung frustrierend ist, hofft man, dass eine Psychotherapie die Lösung bringt. So entstehen oft auf mehreren Seiten Ärger, Angst und Ohnmachtsgefühle. Aufbrausende Emotionen sind im Umgang mit traumatisierten Kindern eher hinderlich. Nur innere Ruhe und echte professionelle Distanz hilft weiter. Und: Es ist viel einfacher einen am Kind orientierten, verstehenden Zugang zu finden als man denkt und die Methoden zu erlernen, die dazu nötig sind.“ – Ralph Kortewille

Am Mittwoch, den 16.11. erwarten Sie auf der Traumafachtagung verschiedene Fachvorträge zu einzelnen Aspekten unseres Themenschwerpunktes mit hochkarätigen Referent*innen. Am zweiten Tag bieten wir verschiedene Webinare an – die Angebote sind einzeln buchbar.

Das Webinar von Kortewille und Linke am 17.11. richtet sich an Fachkräfte aus der öffentlichen und freien Jugendhilfe, aus Therapie und Beratung, aus der Medizin sowie aus Kindertagesstätten und Schulen.

„Trauma ist ein Scheinriese! Auch für Betreuungspersonen. Die meisten Kinder und Jugendlichen, die in der ambulanten oder stationären Jugendhilfe betreut werden, haben interpersonelle Gewalt oder andere biografische Belastungen erlebt. Sofern einige wenige Grundsätze berücksichtigt werden, spricht nichts dagegen, dass auch pädagogische Fachkräfte traumatisierte Kinder und Jugendliche anleiten, sich zu stabilisieren und ihre Belastungen zu verarbeiten. Im praxisorientierten Workshop für pädagogische und therapeutische Kolleg*innen werden verschiedene Konzepte und Methoden vorgestellt.“

Halina Linke und Ralph Kortewille arbeiten beide in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Elmshorn.

Die Fachtagung findet auf einer digitalen Eventlocation statt, die wir schon im vergangenen Jahr erfolgreich genutzt haben. Neben der Teilnahme an den verschiedenen Vorträgen und Webinaren bietet sie auch Hintergrundinformationen und die Möglichkeit zum direkten Austausch und zur Vernetzung mit Kolleg*innen.

Wir freuen uns auf eine interessante, informative Veranstaltung und einen spannenden digitalen Austausch!

Betroffene von sexuellem Kindesmissbrauch erzählen

1.600 Gespräche mit Betroffenen sexuellen Kindesmissbrauchs wurden im Rahmen des Projekts „Geschichten Die Zählen“ aufgezeichnet. Nachzulesen hier: https://www.geschichten-die-zaehlen.de/

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, die dieses Projekt ins Leben gerufen hat, fordert in einer Pressemitteilung die Verstetigung ihrer Arbeit:

„Vor sechs Jahren startete die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs ihre vertraulichen Anhörungen für Menschen, die von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend betroffen sind. Betroffene erleben die Gespräche als wertvolle Erfahrung, die ihnen bei der Verarbeitung der Geschehnisse geholfen hat. Damit dieses Angebot auch zukünftig von Betroffenen genutzt werden kann, muss die Arbeit der Aufarbeitungskommission auf Bundesebene weiterhin sichergestellt werden.

Im Zentrum der Arbeit der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs stehen vertrauliche Anhörungen von heute erwachsenen Betroffenen sexuellen Kindesmissbrauchs, Angehörigen von Betroffenen sowie Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Im September 2016 hat die Kommission mit den Anhörungen begonnen. Diese werden von Mitgliedern der Kommission und ihren Anhörungsteams an mehreren Standorten bundesweit durchgeführt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Fachberatungsstellen stehen begleitend zur Verfügung. Eine Anhörung per Videokonferenz ist ebenfalls seit einigen Jahren unter Gewährleistung der Datensicherheit möglich.

Bisher konnten rund 1.600 Gespräche durchgeführt werden. Betroffene berichten der Kommission von sexualisierter Gewalt in allen Bereichen, in denen Kinder aufwachsen: Familie, soziales Umfeld, Schule, Internat, Heim, Sportverein und andere Freizeiteinrichtungen, Kirche und religiöse Gemeinschaften, aber auch in organisierten und rituellen Strukturen sowie durch Fremdtäter.

Mit den vertraulichen Anhörungen will die Kommission einen geschützten und sicheren Raum schaffen, der das Berichten über Erfahrungen sexuellen Kindesmissbrauchs ermöglicht. Betroffene erleben diese Gespräche als Unterstützung und wertvolle Erfahrung auf dem Weg ihrer persönlichen Aufarbeitung. „Es ist doch wichtig erfahren zu dürfen, dass man nicht für das verurteilt wird, was passiert ist“, berichtet eine Betroffene nach ihrer Anhörung. Ein Betroffener hat keine Möglichkeit mehr, die Taten anzuzeigen, weil sie verjährt sind. Er teilt der Kommission vor der Anhörung mit: „Also ich habe keinen Raum mehr, wo ich angehört werde, und dieser Raum wird mir jetzt geschaffen“. Über das Erlebte zu sprechen, ist nicht leicht und erfordert Mut und Kraft. „Sicher ist es für mich nicht einfach zu erzählen, aber auch gut, dass es Menschen gibt, die mir Glauben schenken und die etwas bewirken wollen“, sagt eine Betroffene. Die Arbeit der Kommission wird zudem als sinnstiftend wahrgenommen, wie es zwei Betroffene bestätigen: „Ich habe mich dafür entschieden, meinen Bericht zur Verfügung zu stellen, in der Hoffnung, dass ich durch meine Erfahrungen dazu beitragen kann, Kinder und Jugendliche besser zu schützen. Und damit meine Vergangenheit einen Sinn bekommt, etwas Positives für andere bewirkt.“ „Weil durch so eine Kommission einfach deutlich wird, das ist kein Einzelfall.“

Nicht alle Betroffenen wollen ihre Erfahrungen in einer vertraulichen Anhörung mitteilen. Darum gibt es zusätzlich die Möglichkeit, einen schriftlichen Bericht zu verfassen. 650 Betroffene und Zeitzeuginnen und Zeitzeugen haben dieses Format bisher genutzt. Damit haben sich bisher mehr als 2.200 Menschen der Kommission anvertraut. Die Anhörungen und schriftlichen Berichte werden anonymisiert ausgewertet und fließen sowohl in die Berichte der Kommission ein, mit denen sie regelmäßig die Öffentlichkeit über ihre Erkenntnisse informiert, als auch in ihre Empfehlungen an die Politik.

Um die Aufarbeitung auf Bundesebene weiter sicherzustellen, fordert die Kommission eine Verstetigung ihrer Arbeit auf einer gesetzlichen Grundlage; bisher endet ihre Laufzeit Ende 2023. Die Kommission setzt sich zusammen mit der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs für ein gesetzlich abgesichertes Recht von Betroffenen auf Aufarbeitung ein.“

#GeschichtenDieZählen #Aufarbeitungskommission

 

Traumafachtagung: wie gelingt Traumaarbeit zwischen Empathie und Selbstfürsorge?

„Die Auseinandersetzung mit den inneren Anteilen meines Gegenübers – und von mir selber – ist bei meiner Arbeit mit Menschen mit Traumaerfahrungen für mich von zentraler Bedeutung“

Dr. med. Daniel Dietrich vom Libereco Institut und Praxis spricht auf der 9. Interdisziplinären Online-Traumafachtagung am 16.11.22 über das Thema “Wenn unsere inneren Anteile dem Krieg näherkommen.”
„Viele Jahrzehnte war Krieg für viele von uns, die im Westen von Europa geboren sind, weit weg. Wir hörten davon, vielleicht haben wir mit Menschen gearbeitet, die Krieg erlebt haben, doch schon seit langem kam er uns nicht mehr so nahe. Was passiert mit uns, wenn unsere inneren Anteile („ego-states“ oder „innere Familie“) dem Krieg näherkommen? Und wie finden wir einen Weg, um Menschen, die den Krieg erlebt haben, empathisch und wohlwollend zu begleiten, ohne unsere eigene innere Sicherheit zu sehr aufzugeben?“

 

Jetzt anmelden – alle Informationen unter: https://www.wendepunkt-fortbildung.de/trauma-fachtagung

Dr. Dietrich leitet außerdem am 17.11.22 ein Webinar mit dem Titel „Einen Weg zwischen Empathie und Selbstfürsorge finden“. „Die Arbeit mit traumatisierten Menschen ist bereichernd – und Trauma kann „ansteckend“ sein. Wir kommen beim Thema Trauma oftmals in Kontakt mit unseren eigenen eher schwierigeren Themen, wie unseren eigenen Kritikern, unserem Sicherheitsbedürfnis, unseren Leistungsansprüchen und unserem Ohnmachtserleben. Um Menschen mit Traumafolgestörungen zu begleiten ist es wichtig, mit uns selber kompetent umzugehen. Hierbei kann die Auseinandersetzung mit den eigenen inneren Anteilen helfen.“

Die Online-Fachtagung findet am 16. und 17.11.2022 statt – in diesem Jahr mit dem Themenschwerpunkt „Traumatisierung nach Krieg, Flucht und Naturkatastrophen“.

Die Fachtagung findet auf einer digitalen Eventlocation statt, die wir schon im vergangenen Jahr erfolgreich genutzt haben. Neben der Teilnahme an den verschiedenen Vorträgen und Webinaren bietet sie auch Hintergrundinformationen und die Möglichkeit zum direkten Austausch und zur Vernetzung mit Kolleg*innen.

Am Mittwoch, den 16.11. erwarten Sie verschiedene Fachvorträge zu einzelnen Aspekten unseres Themenschwerpunktes – wir haben wieder hochkarätige Referent*innen gewinnen können. Am zweiten Tag bieten wir verschiedene Webinare an, in denen die Themen des Vortages vertieft werden können, aber auch noch andere Themenschwerpunkte gesetzt werden. Die Angebote sind einzeln buchbar.

Wir freuen uns auf eine interessante, informative Veranstaltung und einen spannenden digitalen Austausch!

Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit hochbelastenden Erfahrungen

„Die zahlreichen Herausforderungen und Belastungen bei Kindern und Jugendlichen erfordern umfangreiche Unterstützungsangebote. Angemessene, pädagogische Interventionen könnten unterstützen, Kindern und Jugendlichen Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln und sie darin bestärken, mit den zahlreichen Facetten der Krise aktiv
umzugehen. Gemeinsam STÄRKEN stärken!“

 

Corinna Posingies vom Institut für psychosoziales Krisenmanagement der MSH hält auf der 9. Interdisziplinären Online-Traumafachtagung am 16.11.22 einen Vortrag zum Thema „Schule in der Krise – Auswirkungen und Chancen“.

„Die Auswirkungen der langanhaltenden Coronavirus-Pandemie und des Ukraine-Krieges sind insbesondere in Schulen bei Kindern und Jugendlichen deutlich zu erkennen. Die gesamte Schulgemeinde befindet sich seit über 2 Jahren in einer „kollektiven Krise“- und solche Krisen erfordern besondere Maßnahmen und ein krisenspezifisch angepasstes pädagogisches Handeln.“

 

Jetzt anmelden – alle Informationen unter: https://www.wendepunkt-fortbildung.de/trauma-fachtagung

 

Die Online-Fachtagung findet am 16. und 17.11.2022 statt – in diesem Jahr mit dem Themenschwerpunkt „Traumatisierung nach Krieg, Flucht und Naturkatastrophen“.

Die Fachtagung findet online auf einer digitalen Eventlocation statt. Am Mittwoch, den 16.11. erwarten Sie verschiedene Fachvorträge zu einzelnen Aspekten unseres Themenschwerpunktes – wir haben wieder hochkarätige Referent*innen gewinnen können. Am zweiten Tag bieten wir verschiedene Webinare an, in denen die Themen des Vortages vertieft werden können, aber auch noch andere Themenschwerpunkte gesetzt werden. Die Angebote sind einzeln buchbar.

 

Corinna Posingies wird am zweiten Tag ein Webinar anbieten unter dem Titel „Gestärkt aus Krisen hervorgehen – Praxisübungen für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.“ Dabei geht es um die aktuelle Situation von Kindern und Jugendlichen, Belastungsfaktoren und Krisenerleben bei Kindern und Jugendlichen, Leitgedanken zur Krisenbewältigung und Grundgedanken der Resilienzförderung.

 

Die digitale Eventlocation, die wir schon im vergangenen Jahr erfolgreich genutzt haben, bietet neben der Teilnahme an den verschiedenen Vorträgen und Webinaren auch Hintergrundinformationen und die Möglichkeit zum direkten Austausch und zur Vernetzung mit Kolleg*innen.

Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier: : https://www.wendepunkt-fortbildung.de/fortbildungen/9-traumafachtagung-2022

 

Wir freuen uns auf eine interessante, informative Veranstaltung und einen spannenden digitalen Austausch!

Kindeswohlgefährdungen bleiben auch 2021 auf hohem Niveau

Das statistische Bundesamt hat die Zahlen für 2021 vorgestellt: von den Jugendämtern wurden 1% weniger Kindeswohlgefährdungen als im Vorjahr gemeldet, aber insgesamt 2% mehr Hilfebedarf.

Fast jedes zweite gefährdete Kind war jünger als 8 Jahre.

Im vergangenen Jahr haben uns beim Wendepunkt e.V. mehr Anfragen von Jugendämtern erreicht, als wir bearbeiten konnten. Wir mussten feststellen, dass auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie die Familien unter besonderen Belastungen standen. „Familiäre Gewalt, sexueller Missbrauch, emotionale Vernachlässigung, Überforderung in der Erziehungsaufgabe, hochstrittige Eltern oder andere traumatische Ereignisse – das sind die Gründe, warum Familien über die Jugendämter zu uns in die Erziehungshilfen kommen“, berichtet Frauke Schöffel, Leiterin des Fachbereichs Familien- und Erziehungshilfen. „In den Familien sind viele Kinder und Jugendliche, die nach den Schulschließungen zunächst den Anschluss in der Schule verloren haben – aus den unterschiedlichsten Gründen. Wir haben uns auch in den schwierigen Phasen des Lockdowns und den Einschränkungen sehr bemüht, alle gut im Blick zu haben und für (emotionale) Sicherheit und Stabilität zu sorgen.“

Pressemeldung des Statistischen Bundesamts: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_340_225.html

#Kindeswohl #KeineGewaltgegenKinder #Kindeswohlgefaehrdungen #Erziehungshilfen