Der Wendepunkt e.V. ist im Auftrag des Justizministeriums Träger des landesweiten Hilfeangebotes.
Justizministerin Kerstin von der Decken kam nach Elmshorn, um gemeinsam mit dem Wendepunkt ein neues Beratungsangebot für Menschen, die von Straftaten betroffen sind, vorzustellen. Es geht um professionelle Unterstützung, um den Betroffenen von Straftaten und schweren Gewaltdelikten zu helfen, das Erlebte zu verarbeiten.
Justizministerin Kerstin von der Decken: „Wir verfügen in Schleswig-Holstein bereits über ein ausdifferenziertes Netz von Hilfsangeboten. Diese reichen von den ehrenamtlichen Angeboten des Weißen Rings über eine Vielzahl von spezialisierten Fachberatungsstellen beispielsweise für Opfer häuslicher oder sexualisierter Gewalt bis hin zu Trauma-Ambulanzen. Der Messerangriff bei Brokstedt hat uns jedoch schmerzlich vor Augen geführt, dass es dennoch eine Lücke gibt: Menschen, die von Straftaten direkt oder auch indirekt betroffen sind, und anhaltend darunter leiden, konnten bislang auf kein spezialisiertes, psychologisches Beratungsangebot zurückgreifen. Dies wollen wir ändern!“.
Unmittelbar nach einem Ereignis wie Brokstedt sind Fachkräfte der Psychosozialen Notfallversorgung vor Ort und kümmern sich um die Betroffenen. Doch was ist in den Tagen und Wochen danach? Es hat sich gezeigt, dass es eine große Anzahl von Betroffenen gab, die längerfristig Hilfe brauchten: von den Verletzten und den Angehörigen über Augenzeugen und Rettungskräften bis hin zu Mitschülern. Der Wendepunkt war vor Ort, hat psychosoziale und traumaspezifische Hilfe angeboten, Fachberatungen durchgeführt und eine offene Sprechstunde gemeinsam mit der Regio Klinik eingerichtet.
Zukünftig soll der Wendepunkt bei derartigen Ereignissen nun landesweit zum Einsatz kommen. Telefonisch, per Video und bei Bedarf auch vor Ort.
„Nach traumatischen Ereignissen brauchen die Betroffenen möglichst schnelle Hilfe und eine psychosoziale Intervention, damit sie das Erlebte verarbeiten können und sich die Symptome nicht festsetzen. Da es bis zu ein halbes Jahr dauern kann, bevor die Betroffenen einen Termin bei niedergelassenen Ärzten bekommen, bilden wir eine Brücke in der Versorgung. Wir helfen dann auch dabei, die Betroffenen bei Bedarf in die weiterführende Versorgung vor Ort einzubinden“, erklärt Sascha Niemann, der im Wendepunkt den Fachbereich Traumazentrum und Beratung leitet.
Das Angebot schließt noch eine weitere Lücke. Bisher steht Opfern von Gewaltstraftaten Hilfe im Rahmen des Opferentschädigungsgesetzes zu. Aber auch Straftaten ohne direkten Gewalteinsatz können für die Betroffenen Folgen haben – wenn es zum Beispiel nach einem Einbruch zu Angststörungen kommt oder Opfer des sogenannten Enkeltricks anschließend Vertrauensprobleme haben. Für diese Betroffenen wird der Wendepunkt Sprechstunden einrichten. Das gesamte Projekt wird jährlich mit 100.000 Euro finanziert.
„Dieses Angebot einer akuten und mittelfristigen psychosozialen Nachsorge nach Straftaten schließt eine Lücke im Versorgungssystem und ist ein Meilenstein in der Unterstützung von Opfern. Es wird einen signifikanten Beitrag leisten, um das Leben der Betroffenen zu verbessern“, betont Dirk Jacobsen, Geschäftsführer des Wendepunktes.
„Dieses Projekt liegt uns sehr am Herzen. Der Wendepunkt verfügt über weitreichende Erfahrung in diesem Bereich und ist der richtige Träger dafür“, sagt Justizministerin von der Decken. „Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, nicht nur für Ihre Arbeit in Brokstedt sondern auch für Ihre Bereitschaft, dieses Projekt umzusetzen.“
Erreichbar ist das Angebot des Wendepunktes unter der Nummer: 04121 / 475730
Foto: Justizministerin von der Decken, Dirk Jacobsen, Sascha Niemann
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