Aktuelles

„Hier können die Schüler und Schülerinnen zeigen, wer sie sind und was sie können“

Kunstaktion des Wendepunkt e.V. zur Interkulturellen Woche

Überall auf dem Boden liegen lebensgroße Pappfiguren, Farben, Scheren und Papierschnipsel. In dem großen Raum ist es überraschend ruhig – denn die insgesamt 16 Schülerinnen und Schülern sind voller Konzentration dabei, ihr Papp-Alter Ego bunt anzumalen, zu bekleben und zu verzieren.

Die DaZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) der Boje C. Steffens Gemeinschaftsschule Elmshorn ist zu Besuch im Wendepunkt. Im Rahmen der Interkulturellen Woche haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wendepunktes wieder eine besondere Kunstaktion ausgedacht. In diesem Jahr fertigen die Jugendlichen ein Ganzkörperbild von sich an – dabei sollen sie ihre Besonderheiten, Stärken und Vorlieben herausarbeiten.

Die 12jährige Rupelin aus Syrien läßt ihre Figur buchstäblich schwimmen – denn sie liebt das Wasser. Sie hat ihre Figur so ausgeschnitten, dass sie mitten in einer Kraulbewegung ist. Sie trägt einen dezent verzierten Badeanzug und hat eine bunte Blume im Haar. Rupelin macht die Aktion viel Spaß, denn zeichnen ist ihr zweites Hobby. In Syrien sei die Schule nicht so schön gewesen wie in Deutschland, erzählt sie. „Da wurden die Kinder geschlagen.“ An der Aktion findet sie besonders gut, dass sich alle gegenseitig helfen und sie sich dadurch besser kennenlernen.

Das beobachtet auch ihre Lehrerin Silvia Diederichs. Die 16 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 11 und 15 Jahren sind sonst in zwei Leistungsgruppen aufgeteilt. „Bei dieser Arbeit entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, und die Jugendlichen kommen in Kontakt.“ Die DaZ-Lehrerin beobachtet, dass auch etwas stillere Schüler bei der Kunstaktion auftauen. „Hier können sie zeigen, wer sie sind und was sie können. Viele sind in der Schule nicht so stark, auch wegen der Sprachprobleme. Das ist aber nicht das Wichtigste. Sie sollen wissen: dass, was ich mit Leidenschaft mache, mache ich gut! Das kann ich, und so bin ich.“

Die Jugendlichen stammen aus Syrien, dem Jemen, Indien, dem Kosovo, Albanien, Griechenland und Russland. Einige von ihnen haben zum Teil lange Reisen über verschiedene Länder hinter sich.

Die Jugendlichen werden bei ihrer Arbeit unterstützt von Kunsttherapeutin und –pädagogin Sophie Firle, Dipl.-Pädagogin Hanne Traulsen und weiteren Wendepunkt-Mitarbeitern. Am Ende präsentieren alle Schülerinnen und Schüler Eltern und Familienmitgliedern, die extra gekommen sind, ihre Figuren und erzählen von ihren ganz persönlichen Stärken und Hobbys. Anschließend werden die Figuren zu einem großen Gemeinschaftsbild zusammengesteckt, welches dann während der laufenden Interkulturellen Woche in der Schule ausgestellt wird.

Schüler und Eltern erfahren dabei auch von der Arbeit des Wendepunktes und welche Hilfen bei der Bewältigung belastender Erlebnisse angeboten werden.

Der 12jährige Mohammed aus dem Jemen ist glücklich mit seiner Figur. Er hat sie einer Figur aus einer Fernsehserie nachempfunden und ihr Superkräfte gegeben. „Ich hätte gerne Superspeed und wäre total schnell!“ Sein Fazit: „Ich fand den Tag sehr cool!“

HSV-Stiftung „Hamburg helfen“ unterstützt den Wendepunkt mit 5500 Euro

Neue Möglichkeiten für Präventionsarbeit in Hamburg

Dank der HSV-Stiftung können wir die technische Infrastruktur in unserer Hamburger Beratungsstelle für sexuell auffällige Minderjährige und junge Erwachsene verbessern. Im Rahmen der Ambulanten Rückfallprophylaxe (ARP) bieten wir sowohl Einzel- als auch Gruppensitzungen an. Die ARP ist für uns ein wichtiger Bestandteil der Präventionsarbeit gegen den sexuellen Missbrauch. Gerade die Arbeit mit sexuell übergriffigen Minderjährigen und jungen Erwachsenen ist wichtig, um weitere Übergriffe und die Entwicklung von „Täterkarrieren“ zu verhindern und eine angemessene, gewaltfreie und sozial verträgliche Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen zu fördern. Außerdem werden Fachberatungen für Schulen, stationäre und ambulante Einrichtungen, niedrigschwellige Interventionsmaßnahmen – wie z.B. normenverdeutlichende Gespräche mit sexuell auffälligen Kindern und Jugendlichen oder andere pädagogische Interventionen in Schulklassen – und Erstberatungen für Kinder und Jugendliche sowie deren soziales Umfeld angeboten.

Die Spende ermöglicht es uns, unsere technische Infrastruktur auszubauen, um auch in schwierigen Zeiten flexibel und verlässlich Beratungen und Therapiesitzungen stattfinden lassen zu können – auch wenn der persönliche Kontakt nicht möglich sein sollte. Es ist elementar, dass wir auch unter Einhaltung besonderer Hygienevorschriften den Kontakt zu unseren jungen Klient*innen aufrechterhalten können. Auch Gruppensitzungen können nun mit Klient*innen stattfinden, die nicht in der Beratungsstelle anwesend sein können.

„Wir freuen uns sehr, dass uns die HSV-Stiftung ‚Der Hamburger Weg‘ so großzügig bei diesem Projekt unterstützt“, sagt Wendepunkt Geschäftsführer Dirk Jacobsen. „Corona hat gerade auch die Beratungsstellen vor besondere Herausforderungen gestellt. Aufgrund der Hygienevorschriften konnten wir unsere Klient*innen einige Zeit nicht persönlich sehen. Es war uns sehr wichtig, den Kontakt trotzdem aufrechtzuerhalten und andere Wege zu finden, um begonnene Gespräche und Therapien fortzusetzen und sogar neue Klient*innen aufzunehmen. Dank der HSV-Stiftung können wir nun die technischen Voraussetzungen schaffen, um zukünftig auch digitale Therapiesitzungen mit Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen. Das bietet auch neue Chancen und Möglichkeiten für Gruppensitzungen.“

Im Rahmen des Förderprojekts „Hamburg helfen“ werden insgesamt zwölf soziale Einrichtungen mit insgesamt mehr als 90.000 Euro unterstützt. Das Geld stammt aus dem Verkauf der HSV-Gesichtsmasken. Weitere Informationen zur Stiftung und sämtlichen Förderprojekten gibt es Hier .

Diesjährige Traumafachtagung ist abgesagt – neuer Termin und alternatives Online-Angebot

Alternative Online-Fortbildung "Trauernde Kinder und Jugendliche begleiten"

Leider müssen wir unsere diesjährige Trauma-Fachtagung, die für den 11. und 12. November geplant war, auf das nächste Jahr verschieben. Aufgrund der bestehenden Lage und den geltenden Sicherheitsregeln ist es nicht möglich, eine große Veranstaltung in dem bewährten Format durchzuführen.

Aber wir werden die Fachtagung im nächsten Jahr nachholen!

Wir freuen uns sehr, dass wir schon jetzt viele unserer Referentinnen und Referenten dafür gewinnen konnten, ihre Themen im nächsten Jahr zu präsentieren – und zwar am 17. + 18. November 2021. Die interessanten und vielseitigen Vorträge und Workshops sind also nur aufgeschoben! Wir werden im nächsten Jahr wieder rechtzeitig eine Einladung verschicken.

Sollten Sie sich bereits angemeldet und den Teilnehmerbeitrag bezahlt haben, werden wir Ihnen diesen selbstverständlich erstatten. Bitte teilen Sie uns unter verwaltung@wendepunkt-ev.de Ihren vollständigen Namen oder den des/der Teilnehmers/Teilnehmerin, die Buchungs-ID sowie die Bankverbindung mit. Leiten Sie diese E-Mail ggf. an Ihren Arbeitgeber weiter.

Um die lange Wartezeit zu verkürzen, bieten wir am 11. November eine Online-Fortbildung zu dem Thema „Trauma und Trauer“ an.

Trauernde Kinder und Jugendliche begleiten

Elisabeth Hüttche (Dipl. Psychologin und Ausbilderin in der psychosozialen Notfallversorgung)

Verlust und Trauer sind Themen, mit denen sich die meisten Menschen nicht gern beschäftigen, obwohl sie zum Leben dazu gehören und gerade im Zusammenhang mit der Corona-Krise noch mal deutlich präsenter sind als sonst. In diesem Vortrag geht es darum, wie sich das Erleben von Verlust und Trauer von Kindern und Jugendlichen von dem Erleben erwachsener Menschen unterscheidet. Das hängt natürlich einerseits von den kognitiven Fähigkeiten, aber auch von Vorerfahrungen und dem Umgang im Umfeld ab. Wir wollen ganz konkret überlegen, wie man als professionelle Bezugsperson trauernde Kinder und Jugendliche begleiten und unterstützen kann – sowohl einzelne Kinder und Jugendliche als auch ganze Gruppen. Dazu stellen wir ein hilfreiches Modell vor und füllen es mit vielen spannenden Ideen und Anregungen.

Die Fortbildung wird am Mittwoch 11. November von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr stattfinden und ist kostenfrei.

Eine Anmeldung über unsere Fortbildungswebseite (www.wendepunkt-fortbildung.de) ist ab sofort möglich.

Wenn Sie bereits für die Traumafachtagung angemeldet waren und Sie an diesem Alternativangebot teilnehmen möchten, geben Sie uns bitte kurz per Mail Bescheid, dann buchen wir Ihre Teilnahme um.

Sie erhalten ein paar Tage vor Fortbildungsbeginn einen Anmelde-Link von uns.
Für die Teilnahme benötigen Sie einen aktuellen Internet-Browser (z.B. Firefox oder Google Chrome) und Lautsprecher oder Kopfhörer an Ihrem Zugangs-Gerät.

Wir bedauern sehr, dass die Traumafachtagung in diesem Jahr ausfallen muss, freuen uns aber umso mehr auf die persönlichen Begegnungen und den fachlichen Austausch im nächsten Jahr!

 

 

 

Kinder und Jugendliche stark machen gegen sexuellen Missbrauch

Grade-Stiftung unterstützt Präventionsarbeit des Wendepunkt e.V. mit 6000 Euro

Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hat laut Kriminalstatistik im vergangenen Jahr bundesweit wieder zugenommen – besonders schwere Fälle wie zuletzt in Münster sind nur die Spitze des Eisbergs. Auch in der Beratungsstelle gegen den sexuellen Missbrauch im Kreis Pinneberg des Wendepunktes sind die Anfragen 2019 deutlich angestiegen. Und die aktuellen Zahlen sind abermals höher als im Vorjahreszeitraum.

Um sexuellen Missbrauch zu verhindern, aufzudecken und die Kinder und Jugendlichen zu stärken, sind präventive Maßnahmen elementar. Die Angebote des Wendepunktes richten sich an Kinder und Jugendliche, aber auch ihre Eltern, Lehrkräfte und Erzieher*innen. Die Maßnahmen werden durch freiwillige Zuschüsse einzelner Städte und Gemeinden im Kreis Pinneberg finanziert – die aber oft nicht ausreichen.

Die Martha und Heinz-Ulrich Grade-Stiftung unterstützt deshalb die Präventionsarbeit gegen den sexuellen Missbrauch in 2020 mit insgesamt 6.000 Euro. „Wir freuen uns sehr über diese Spende“, betont Wendepunkt-Geschäftsführer Dirk Jacobsen. „Dadurch können Projekte an Schulen und Kindertagesstätten durchgeführt werden, die sonst nicht möglich wären. Das ist in der aktuellen Situation besonders wichtig.“

Aufgrund der Schulschließungen der vergangenen Monate hat keine Präventionsarbeit stattfinden können – und gleichzeitig stieg das Risiko, dass Kinder und Jugendliche Täter*innen in ihrem nahen Umfeld ausgesetzt waren, ohne sich Hilfe von außen holen zu können. „Aktuell beobachten wir in unserer Beratungsstelle gegen den sexuellen Missbrauch einen Anstieg an Anfragen. Und wir gehen davon aus, dass die Hilfsanfragen jetzt, wo die Schule wieder begonnen hat, und betroffene Kinder und Jugendliche wieder mehr Möglichkeiten haben, sich Hilfe zu holen, weiter zunehmen werden.“

Die Grade-Stiftung hat seit ihrer Gründung im Jahr 2000 zahlreiche Projekte im Kreis Pinneberg gefördert, mit denen Kindern und Familien geholfen wird. Schon im vergangenen Jahr hat die Stiftung die Präventionsarbeit des Wendepunktes gegen den sexuellen Missbrauch unterstützt. „Wir finden es wichtig, dass möglichst viele Kinder und Jugendliche in unserem Kreis diese präventiven Angebote nutzen können, und freuen uns, dass wir dabei helfen können“, erklärt Angelika Grade-Schielein, Vorstandsvorsitzende der Grade-Stiftung.

Die Präventionsprojekte werden in der Regel in den 4. Und 6. Klassen durchgeführt und erstrecken sich pro Klasse über einen ganzen Vormittag. Begleitet werden die Projekte durch Fachgespräche mit den Lehrkräften und Elternabende. „Unser Ziel ist es, Mädchen und Jungen für sexuelle Grenzverletzungen zu sensibilisieren, sie darin zu unterstützen, sich vor sexueller Gewalt zu schützen und sie darin zu bestärken, sich im Zweifelsfall rechtzeitig bei erwachsenen Vertrauenspersonen Hilfe zu holen“, erklärt Dr. Jutta Wedemann, Leiterin des Fachbereichs Prävention im Wendepunkt. „Und es geht uns auch darum, das Thema weiter in die Öffentlichkeit zu bringen und zu sensibilisieren.“

Im vergangenen Jahr hat der Wendepunkt insgesamt 67 Projekte an 20 Schulen im Kreis durchgeführt und dabei ca. 1500 Schüler*innen, 70 Lehrkräfte und in 12 Elternabenden ca. 120 Eltern erreicht. In diesem Jahr wurden vor den Schulschließungen schon 37 Projekte an 14 Schulen durchgeführt. Für das zweite Halbjahr sind bereits zahlreiche Projekte in Planung. Um auf die Corona-bedingten Einschränkungen an den Schulen zu reagieren, hat der Wendepunkt auch alternative Konzepte wie Elternabende in Form eines Webinars entwickelt.

Foto von links:

Dr. Jutta Wedemann, Leiterin des Fachbereichs Prävention, Angelika Grade-Schielein, Vorstandsvorsitzende der Grade-Stiftung, Leiter des Wendepunktes, Dirk Jacobsen

 

Sommeraktion 2020 – Ausflug an den Elbstrand

In diesem Jahr gab es für die Kinder des Wendepunktes das Angebot, in den Sommerferien einen gemeinsamen Ausflug an den Elbstrand in Kollmar zu machen. Trotz norddeutsch-frischem Wetter und anfänglichem Hochwasser herrschte bald eine ausgelassene Stimmung unter den 8- bis 9-Jährigen, und Sonne, Wind und Wellen wurden in vollen Zügen genossen.

Diesmal war den Kindern viel Freiheit bei der Gestaltung des Tages gegeben, und so reichten die Ideen von Wellenhüpfen, über Wettrennen den Strand entlang, bis zu Sandburgenbauen mit eigener Wasser-Abfluss-Rinne. Nach einem ausgiebigen Picknick wurden als ein besonderes Highlight Drachen auf dem Damm steigen gelassen. Jedes Kind konnte den Drachen mit dem bunten Schweif selbst halten oder in die Luft werfen, was auch denjenigen mit anfänglicher Scheu schnell viel Freude machte.

Allen Kindern hat der Ausflug viel Spaß gemacht. Besonders schön war zu sehen, wie Alltagssorgen auch mal vergessen werden konnten, und jedes Kind Ruhe und Ausgleich fand.

Video-Podcast / Instagram – Digitalisierung im Lockdown

Mit Beginn des Lockdowns haben wir, wie viele andere sozialpädagogischen Institutionen nicht nur im Bereich der Prävention von (sexualisierter) Gewalt, unsere digitalen Angebote erweitert. Während der Arbeit in Schulprojekten werden uns häufig wiederholt die selben Fragen gestellt. Diese Erfahrung hat uns relativ schnell auf die Idee gebracht, diese Fragen als Anlass zu sehen, Videos zu erstellen. Diese sogenannten Video-Podcasts behandeln immer ein Thema / eine Frage. Wir versuchen, sachlich richtig und in einfacher Sprache zu antworten. In den letzten Wochen sind so bisher vier Videos zu unterschiedlichen Themen entstanden, welche auf unserem YouTube-Kanal zu finden sind.

Neben unseren Videos haben wir auch einen Instagram-Account erstellt. Eines unserer damit verbundenen Ziele ist es, Jugendliche auf Themen und Angebote der Prävention aufmerksam zu machen und Ihnen so auch den Kontakt zum Wendepunkt über dieses soziale Netzwerk zu ermöglichen.

Darüber hinaus nutzen wir Instagram z.B. auch, um mit bestehenden Mythen in Hinblick auf Sexualität und sexualisierter Gewalt aufzuräumen, Fakten und Zahlen zu benennen, auf eigene Veranstaltungen und Angebote, sowie die anderer Institutionen hinzuweisen. Unsere Angebote in den sozialen Netzwerken richten sich somit nicht nur an Jugendliche, sondern auch an ihre Eltern und pädagogische Fachkräfte.

Wenn Sie uns bei YouTube abonnieren oder uns auf Instagram folgen, werden Sie unkompliziert über unsere neuesten Videos und Instagram-Posts informiert. Wir freuen uns sehr auf Sie!

 

 

„Die Prävention gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern ist ganz wichtig“

Grünen-Bundestagsabgeordnete Ingrid Nestle besucht Wendepunkt e.V.

Gemeinsam mit der Jugendpolitischen Sprecherin der Kreistagsfraktion der Grünen, Nadine Mai, ließ sich Ingrid Nestle durch die Räumlichkeiten des Wendepunktes führen und informierte sich über die Schwerpunkte der Arbeit des Vereins. Nicht zuletzt auch über die aktuelle Situation angesichts der Coronakrise. Die Situation hat die Arbeit der Beratungsstelle vor besondere Herausforderungen gestellt – so fanden eine Zeit lang Beratungen vor allem telefonisch oder im Video-Chat statt. Die Schließungen von Kitas und Schulen haben in vielen Familien zu Belastungen geführt – Experten befürchten, dass es vermehrt zu Konfliktsituationen oder auch Gewalt gekommen sein könnte. Doch gerade hier fehlten wichtige Kommunikationskanäle.

„Wir bekommen Meldungen über Gewalt in Familien oft über die Kitas oder Schulen sowie die Schulsozialarbeiter. Wenn alles geschlossen ist, dann fallen diese Kontrollorgane einfach weg, und Kinder wissen nicht, wie sie sich Hilfe holen können“, erklärt der Leiter des Fachbereichs Traumazentrum und Beratung im Wendepunkt, Sascha Niemann. Noch ist die Zahl der Beratungsanfragen nicht angestiegen, aber Niemann geht davon aus, dass es zu einer Zunahme kommen wird.

Durch die Schulschließungen sind auch die Präventionsprojekte des Wendepunktes weggefallen. Dies ist ein Thema, das Ingrid Nestle und Nadine Mai besonders am Herzen liegt. „Wenn aktuelle Fälle von Kindesmissbrauch bekannt werden, wie gerade in Münster, wird immer vor allem eine Strafverschärfung gefordert. Das ist aber nicht die alleinige Lösung. Ganz entscheidend ist, das Entdeckungsrisiko zu erhöhen – und deshalb ist die Prävention, die Aufklärung so wichtig“, betont Ingrid Nestle. „Man muss das Thema an die Oberfläche holen und sich trauen, es anzusprechen. Und genau das macht der Wendepunkt.“

Der Wendepunkt betreut seit 28 Jahren die Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch für den Kreis Pinneberg. Damit sei der Kreis im Vergleich zu anderen gut aufgestellt, meint Dirk Jacobsen, Leiter des Wendepunktes. Die Präventionsarbeit gegen den sexuellen Missbrauch wird hingegen von den einzelnen Kommunen finanziert – doch längst nicht von allen. So kommt es, dass in einigen Städten und Gemeinden regelhafte Projekte in den Schulen angeboten werden können – und in anderen gar keine.

„Die Prävention sollte allgemein besser ausgestattet werden. Aufklärung aller Beteiligten stärkt die Kinder. Alle Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, sollten Schutzkonzepte haben“, fordert Dirk Jacobsen. „Fachkräfte müssen fortgebildet werden, damit sie wissen, wie sie reagieren und helfen können.“

„Viele Menschen denken immer noch, dass sexueller Missbrauch in ihrer Umgebung nicht vorkommt. Als ich beim Wendepunkt angefangen habe, habe ich nicht gedacht, dass es in einem solchen Ausmaß stattfindet“, berichtet Jacobsen. „Vieles ist so schrecklich, dass man es sich gar nicht vorstellen kann.“

Ingrid Nestle und Nadine Mai sind sich mit den Mitarbeiter*innen des Wendepunktes einig, dass mehr in die Sozialetats investiert werden sollte – auch um in einer solchen Krisensituation handlungsfähiger zum Schutz der Schwächsten zu sein.

Foto von links nach rechts:

Sascha Niemann, Leiter Traumazentrum und Beratung, Ingrid Nestle, MdB Die Grünen, Lena Würger, Leiterin des Bereichs Erziehungs- und Familienhilfen, Dirk Jacobsen, Geschäftsführer Wendepunkt, Nadine Mai, Kreistagsfraktion Die Grünen

Eine Kiste voller Schätze und Ideen

Kunsttherapeutisches Projekt für Kinder mit traumatischen Kriegs- und Fluchterfahrungen im Wendepunkt

„Die Kinder hatten ganz viel Spaß beim kreativen Basteln, haben viele eigene Ideen entwickelt und haben sich auch ganz toll gegenseitig unterstützt“, berichtet Sophie Firle, Kunsttherapeutin im Wendepunkt.

Da durch die langen Schulschließungen in den vergangenen Monaten keine Schulprojekte stattfinden konnten, haben wir unser kunsttherapeutisches Angebot in kleinerem Rahmen bei uns im Wendepunkt durchgeführt.

Teilgenommen haben Kinder, die in unserem Interdisziplinären Traumazentrum in Behandlung sind. Sie haben in ihren Heimatländern Krieg und Verfolgung miterlebt und hatten stark belastendende Fluchterlebnisse – Trennung von Bezugspersonen, Gewalt durch Sicherheitskräfte, Tod eines Geschwisterkindes. Die Kinder leiden unter Folgestörungen, haben Albträume, ein negatives Selbstbild und Konzentrationsprobleme.

Da waren die beiden Basteltage im Wendepunkt eine willkommene Abwechslung! Unter Anleitung von Sophie Firle und Vincenz Schüle haben die Kinder jeweils eine Schatzkiste gebaut, die sie unter anderem mit selbstgestalteten Schutzamuletts, einem Kaleidoskop und einem Selbstbildnis gefüllt haben.

Das kunsttherapeutische und –pädagogische Angebot hilft den Kindern, sich jenseits der Sprachgrenzen auszudrücken, und unterstützt sie in der Wiederfindung der eigenen Identität. „Die Kinder haben sich selbstwirksam, kreativ und schöpferisch erlebt – das sind wichtige Erfolgserlebnisse“, berichtet Vincenz Schüle. „Ihnen wurden ihre eigenen Ressourcen und Schätze bewusst – ihre Familie, ihre Talente und Hobbys“, ergänzt Sophie Firle. “ Besonders der Gedanke, dass auch wichtige Menschen wertvoll sind und Schätze sein können, ist ihnen sichtbar bewusst geworden.“

Die Schatzkisten haben die Kinder am Ende des zweiten Tages glücklich und stolz mit nach Hause genommen – wo sie mit weiteren wichtigen Schätzen gefüllt werden können.

Traumafachtagung 2020

Am 11./12. November findet wieder unsere alljährliche Trauma-Fachtagung statt! In diesem Jahr wollen wir den Fokus auf die Auswirkungen von frühen traumatischen Erfahrungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und den Lebensweg von Erwachsenen legen. Die Fachtagung erstreckt sich wie in den Vorjahren wieder über zwei Tage.

Am 11.11. haben wir renommierte und interessante Fachleute eingeladen, die Vorträge zu verschiedenen Themenschwerpunkten halten werden. Geplant sind fünf Impulsbeiträge mit anschließender Podiumsdiskussion. Die Veranstaltung wird von 9:00 Uhr bis ca. 16:30 Uhr dauern. Am 12.11. können ausgewählte Themen des Vortages sowie weitere Aspekte und Schwerpunkte in verschiedenen Workshops vertieft werden. Die Workshops dauern jeweils von 9:00 Uhr bis ca. 16:00 Uhr.

Hier geht es zur Anmeldung und weiteren Informationen.

Corona-Newsletter für Eltern und Jugendliche

Eltern sein, Bezugsperson für Kinder und Jugendliche sein – gerade jetzt eine Herausforderung

Hier finden sich alle unsere Corona-Newsletter zum Nachlesen und Downloaden!

Die aktuelle Situation war und ist gerade auch für Familien eine besondere Herausforderung. Die Eltern müssen sich selbst emotional auf die Umstände einstellen, haben möglicherweise finanzielle oder sogar existentielle Sorgen und Ängste und müssen dabei noch für ihre Kinder da sein. Für Familiensysteme, die schon vor der Corona Krise vor Belastungen standen, ist dies eine doppelte Herausforderung.

Um Eltern und Familien in der aktuellen Situation zu unterstützen, hat der Wendepunkt in den vergangenen Wochen mehrere Rundbriefe herausgegeben, die sich mit verschiedenen Themenschwerpunkten befasst haben. Dabei ging es zum Beispiel um den Umgang mit Aggressionen oder auch das Thema Angst: Was ist Angst, wie äußert sie sich in den verschiedenen Altersstufen der Kinder, wie kann ich mit den Ängsten der Kinder umgehen. Dazu geben wir Tipps und Anregungen für den spielerischen und kreativen Umgang mit den Ängsten. Ebenso finden sich Tipps für eine sinnvolle Tagesstruktur und Wochenplanung, den Umgang mit (sozialen) Medien und das Schaffen von Rückzugsräumen. Einige Rundbriefe richten sich auch direkt an Jugendliche.

Wir wollen mit unseren Informationen und Anregungen die Familien präventiv unterstützen. Die Rundbriefe sind hier alle gesammelt und können heruntergeladen werden.

Corona-Newsletter 01 20
Corona-Newsletter 02 20
Corona-Newsletter 03 20 Eltern und Bezugspersonen
Corona-Newsletter 03 20 Kinder und Jugendliche
Corona-Newsletter 04 20 Gedicht fuer Erwachsene ueber Abschied
Corona-Newsletter 04 20 Geschichte fuer Kinder ab 5 Jahren ueber Abschied
Corona-Newsletter 04 20 Trauer verstehen
Corona-Newsletter 05 20 Tipps im Umgang mit Einsamkeit fuer Jugendliche
Corona-Newsletter 06 20 Liebe und Partnerschaft in Zeiten von Corona
Corona-Newsletter 07 20 Gesellschaft in Krisenzeiten

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