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Kinder und Jugendliche stark machen gegen sexuellen Missbrauch

Grade-Stiftung unterstützt Präventionsarbeit des Wendepunkt e.V. mit 6000 Euro

Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hat laut Kriminalstatistik im vergangenen Jahr bundesweit wieder zugenommen – besonders schwere Fälle wie zuletzt in Münster sind nur die Spitze des Eisbergs. Auch in der Beratungsstelle gegen den sexuellen Missbrauch im Kreis Pinneberg des Wendepunktes sind die Anfragen 2019 deutlich angestiegen. Und die aktuellen Zahlen sind abermals höher als im Vorjahreszeitraum.

Um sexuellen Missbrauch zu verhindern, aufzudecken und die Kinder und Jugendlichen zu stärken, sind präventive Maßnahmen elementar. Die Angebote des Wendepunktes richten sich an Kinder und Jugendliche, aber auch ihre Eltern, Lehrkräfte und Erzieher*innen. Die Maßnahmen werden durch freiwillige Zuschüsse einzelner Städte und Gemeinden im Kreis Pinneberg finanziert – die aber oft nicht ausreichen.

Die Martha und Heinz-Ulrich Grade-Stiftung unterstützt deshalb die Präventionsarbeit gegen den sexuellen Missbrauch in 2020 mit insgesamt 6.000 Euro. „Wir freuen uns sehr über diese Spende“, betont Wendepunkt-Geschäftsführer Dirk Jacobsen. „Dadurch können Projekte an Schulen und Kindertagesstätten durchgeführt werden, die sonst nicht möglich wären. Das ist in der aktuellen Situation besonders wichtig.“

Aufgrund der Schulschließungen der vergangenen Monate hat keine Präventionsarbeit stattfinden können – und gleichzeitig stieg das Risiko, dass Kinder und Jugendliche Täter*innen in ihrem nahen Umfeld ausgesetzt waren, ohne sich Hilfe von außen holen zu können. „Aktuell beobachten wir in unserer Beratungsstelle gegen den sexuellen Missbrauch einen Anstieg an Anfragen. Und wir gehen davon aus, dass die Hilfsanfragen jetzt, wo die Schule wieder begonnen hat, und betroffene Kinder und Jugendliche wieder mehr Möglichkeiten haben, sich Hilfe zu holen, weiter zunehmen werden.“

Die Grade-Stiftung hat seit ihrer Gründung im Jahr 2000 zahlreiche Projekte im Kreis Pinneberg gefördert, mit denen Kindern und Familien geholfen wird. Schon im vergangenen Jahr hat die Stiftung die Präventionsarbeit des Wendepunktes gegen den sexuellen Missbrauch unterstützt. „Wir finden es wichtig, dass möglichst viele Kinder und Jugendliche in unserem Kreis diese präventiven Angebote nutzen können, und freuen uns, dass wir dabei helfen können“, erklärt Angelika Grade-Schielein, Vorstandsvorsitzende der Grade-Stiftung.

Die Präventionsprojekte werden in der Regel in den 4. Und 6. Klassen durchgeführt und erstrecken sich pro Klasse über einen ganzen Vormittag. Begleitet werden die Projekte durch Fachgespräche mit den Lehrkräften und Elternabende. „Unser Ziel ist es, Mädchen und Jungen für sexuelle Grenzverletzungen zu sensibilisieren, sie darin zu unterstützen, sich vor sexueller Gewalt zu schützen und sie darin zu bestärken, sich im Zweifelsfall rechtzeitig bei erwachsenen Vertrauenspersonen Hilfe zu holen“, erklärt Dr. Jutta Wedemann, Leiterin des Fachbereichs Prävention im Wendepunkt. „Und es geht uns auch darum, das Thema weiter in die Öffentlichkeit zu bringen und zu sensibilisieren.“

Im vergangenen Jahr hat der Wendepunkt insgesamt 67 Projekte an 20 Schulen im Kreis durchgeführt und dabei ca. 1500 Schüler*innen, 70 Lehrkräfte und in 12 Elternabenden ca. 120 Eltern erreicht. In diesem Jahr wurden vor den Schulschließungen schon 37 Projekte an 14 Schulen durchgeführt. Für das zweite Halbjahr sind bereits zahlreiche Projekte in Planung. Um auf die Corona-bedingten Einschränkungen an den Schulen zu reagieren, hat der Wendepunkt auch alternative Konzepte wie Elternabende in Form eines Webinars entwickelt.

Foto von links:

Dr. Jutta Wedemann, Leiterin des Fachbereichs Prävention, Angelika Grade-Schielein, Vorstandsvorsitzende der Grade-Stiftung, Leiter des Wendepunktes, Dirk Jacobsen