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Immer mehr Menschen suchen Hilfe beim Wendepunkt

Vorstellung des Tätigkeitsberichts für 2017

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Anfragen wieder stark gestiegen – insgesamt haben wir 1019 Fälle bearbeitet, im Vorjahr waren es noch 870. Im Bereich unserer Interdisziplinären Trauma-Ambulanz ist dieser Anstieg am deutlichsten. Hier haben wir 240 Fälle bearbeitet – das ist eine Zunahme von knapp 60 % gegenüber dem Vorjahr. Hinzu kommen noch 176 Fälle aus der Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch – auch in diesem Bereich gab es mehr Hilfeanfragen als im Vorjahr.

Die meisten Fälle bezogen sich auf Kinder und Jugendliche.

Wir freuen uns über das uns entgegengebrachte Vertrauen – aber die große Nachfrage hat auch zu deutlichen finanziellen Engpässen und schwierigen Entscheidungen geführt. So hat die Trauma-Ambulanz noch immer keine auskömmliche Finanzierung. Wenn gerade junge Menschen traumatische Erfahrungen machen mussten – sei es zum Beispiel ein Suizit in der Familie, oder Gewalterfahrungen, oder Kriegs- und Fluchterlebnisse, dann muss ihnen so schnell wie möglich geholfen werden. Mit Diagnostik und Screening, Krisenintervention und psychosozialer Beratung, Stabilisierung und Psychoedukation. An den Hilfeanfragen sehen wir, wie notwendig die Trauma-Ambulanz ist. Dennoch haben sich die Fraktionen, die derzeit für den Haushalt im Kreis Pinneberg verantwortlich sind, nicht dafür entscheiden können, unsere Einrichtung mit einem angemessenen Zuschuss auszustatten. Da wir uns entschieden haben, niemanden abzuweisen, der dringend unsere Hilfe benötigt, werden wir deshalb erstmalig ein Haushaltsjahr mit einem nennenswerten Defizit abschließen.

Insgesamt konnten wir 2017 wieder viele Fachkräfte bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützen. Im Rahmen eines großen traumapädagogischen Programms des Landes Schleswig-Holstein für Kindertagesstätten und Familienzentren bietet der Wendepunkt Fortbildungen, Beratungen und Supervision an. Im vergangenen Jahr wurden 900 Mitarbeiter/innen aus Kitas fortgebildet und 200 Erzieherinnen und Erzieher haben Beratungen in Anspruch genommen. Die Resonanz ist sehr poritiv – die pädagogischen Fachkräfte berichten, wie sehr ihnen die Auseinandersetzung mit den Mitteln der Traumapädagogik bei ihrer täglichen Arbeit hilft.

Über Präventionsmaßnahmen an Schulen und Unterrichtsprojekte haben wir etwa 3.500 Schüler/innen erreicht, knapp 500 Eltern haben an Elternabenden zu verschiedenen Schwerpunkten teilgenommen, und über Fortbildungsmaßnahmen im Rahmen vom WFZ, über die Ambulante Rückfallprophylaxe und im Bereich der Sexualpädagogik haben wir weitere 1.800 Fachkräfte erreicht.

Bedauerlicherweise haben sich die Fraktionen im Pinneberger Kreistag entschieden, ab 2018 keine sexualpädagogischen Maßnahmen mehr zu fördern – eine aus unserer Sicht vollkommen unverständliche und fachlich falsche Entscheidung. Der Bundesbeauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, hat die Schulen zu präventiver Arbeit aufgefordert. Die Kinder und Jugendlichen werden heute durch das Internet und die sozialen Medien mit sexuellen Informationen überfrachtet und sind mit den Bildern und Klischees oft vollkommen überfordert. Gleichzeitig müssen sich zunehmend Menschen aus anderen Kulturen mit unseren sexuellen Normen auseinandersetzen. Sexualpädagogische Maßnahmen unterstützen die sexuelle Selbstbestimmung, sie fördern Verantwortungsbewusstsein und dienen der Prävention von sexuellem Missbrauch. Da uns in diesem Bereich weiterhin viele Anfragen erreichen, haben wir ein spezielles Programm für Fachkräfte, Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen zusammengestellt – wir bieten Beratungen, Fortbildungen und Unterrichtsprojekte zu den unterschiedlichsten Themenbereichen an. Die Kosten dafür müssen die Einrichtungen aufgrund dieser schwer nachvollziehbaren Entscheidung des Kreistages aber zukünftig selbst tragen.