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Hilfe für traumatisierte Kinder jetzt auch im Kreis Steinburg

Förderstiftung des Kreises unterstützt Arbeit des Wendepunktes

Foto: Torsten Wendt, Dirk Jacobsen, Michaela Feldhusen, Sascha Niemann

Auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Kreis Steinburg können zukünftig das Angebot des Interdisziplinären Traumazentrums nutzen. Möglich wird das durch einen Zuschuss aus dem Topf der Förderstiftung des Kreises Steinburg – erstmals unterstützt die Stiftung in diesem Jahr die Arbeit des Wendepunkt e.V. mit insgesamt 51.774 Euro. Und das, obwohl das Interdisziplinäre Traumazentrum, eine Kooperation des Wendepunktes und der Regio Klinik Elmshorn, im benachbarten Kreis Pinneberg beheimatet ist.

„Wenn es um Menschen in Not geht, sollten Kreisgrenzen keine Rolle spielen“, meint Stiftungsvorstand Torsten Wendt. „Voraussetzung ist, dass die Institution zu Gunsten von Einwohnerinnen und Einwohnern des Kreises Steinburg aktiv ist“, ergänzt Michaela Feldhusen, Geschäftsstellenleiterin der Stiftung. „Beim Verein Wendepunkt ist das der Fall. Die Förderung ist dem Bereich Jugend und Familie zuzuordnen.“

Schon in der Vergangenheit wurden immer wieder Fallanfragen aus dem Kreis Steinburg an den Wendepunkt herangetragen, zum Teil auch durch die Empfehlung unterschiedlicher Fachkräfte – niedergelassene Psychotherapeuten, Einrichtungen der Jugendhilfe oder auch Schulen. Im Rahmen einer bereits bestehenden Leistungsvereinbarung mit dem Jugendamt des Kreises Steinburg ist der Wendepunkt bereits mit seinem Angebot der traumafokussierten Erziehungshilfe aktiv.

„Eine Vielzahl von Anfragen macht deutlich, dass der Bedarf an einer kurz- bis mittelfristigen Traumaintervention auch im Kreis Steinburg vorhanden ist,“ führt Sascha Niemann, Leiter des Fachbereiches Interdisziplinäres Traumazentrum und Beratung, aus. „Wir freuen uns, dass der Zuschuss der Förderstiftung es uns ermöglicht, auch denjenigen Menschen aus dem Kreis Steinburg, die sich in großer Not befinden, eine niedrigschwellige, fachlich umfassende Versorgung und adäquate Hilfe anbieten zu können.“

Die Hilfen des Traumazentrums erfolgen interdisziplinär und orientieren sich an den unterschiedlichen Bedarfen. Sie werden rechtskreisübergreifend aus einer Hand gewährt, damit es den traumatisierten, hochbelasteten Menschen erspart bleibt, für ihre unterschiedlichen Anliegen verschiede Einrichtungen aufsuchen zu müssen. Wichtig ist, dass Hilfen zeitnah in Anspruch genommen werden können. „Es ist entscheidend, frühzeitig zu intervenieren, damit die Kinder und Jugendlichen keine Folgeschäden entwickeln“, erläutert Wendepunkt Geschäftsführer Dirk Jacobsen. „Die Entwicklung der jungen Menschen wird durch traumatische Erfahrungen ganz grundsätzlich behindert – sie entwickeln Schlaf- und Konzentrationsstörungen oder werden aggressiv und gewalttätig. Es ist wichtig, ihnen zu erklären, dass ihre Reaktionen vollkommen normal sind.“

Das Angebot des Traumazentrums richtet sich mit Fortbildungen und Beratungen auch an Fachkräfte zum Beispiel aus dem Bereich der Jugendhilfe, KiTas, der Eingliederungshilfe, dem Gesundheitswesen oder der – auch ehrenamtlichen – Flüchtlingshilfe.

„Menschen mit Migrationshintergrund haben zum Teil sehr viel erleben müssen“, berichtet Torsten Wendt von persönlichen Begegnungen. „Man merkt ihnen erst gar nichts an – sie bemühen sich, bei uns gut anzukommen. Sie haben aber teilweise schlimme Erlebnisse gehabt, die wir uns gar nicht vorstellen können.“ Die Fachkräfte des Traumazentrums arbeiten auch mit Sprachmittlern zusammen.

Die Steinburger Förderstiftung leistet jährlich Zuschüsse an gemeinnützige Vereine und Verbände in den Bereichen Jugend, Familie, Bildung, Erziehung und Kultur zu Gunsten der Einwohner des Kreises Steinburg. Insgesamt beläuft sich der Zuschussbetrag für Einzelanträge aus den genannten Bereichen im Jahr 2020 auf rund 497.000 Euro.