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„Hier können die Schüler und Schülerinnen zeigen, wer sie sind und was sie können“

Kunstaktion des Wendepunkt e.V. zur Interkulturellen Woche

Überall auf dem Boden liegen lebensgroße Pappfiguren, Farben, Scheren und Papierschnipsel. In dem großen Raum ist es überraschend ruhig – denn die insgesamt 16 Schülerinnen und Schülern sind voller Konzentration dabei, ihr Papp-Alter Ego bunt anzumalen, zu bekleben und zu verzieren.

Die DaZ-Klasse (Deutsch als Zweitsprache) der Boje C. Steffens Gemeinschaftsschule Elmshorn ist zu Besuch im Wendepunkt. Im Rahmen der Interkulturellen Woche haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wendepunktes wieder eine besondere Kunstaktion ausgedacht. In diesem Jahr fertigen die Jugendlichen ein Ganzkörperbild von sich an – dabei sollen sie ihre Besonderheiten, Stärken und Vorlieben herausarbeiten.

Die 12jährige Rupelin aus Syrien läßt ihre Figur buchstäblich schwimmen – denn sie liebt das Wasser. Sie hat ihre Figur so ausgeschnitten, dass sie mitten in einer Kraulbewegung ist. Sie trägt einen dezent verzierten Badeanzug und hat eine bunte Blume im Haar. Rupelin macht die Aktion viel Spaß, denn zeichnen ist ihr zweites Hobby. In Syrien sei die Schule nicht so schön gewesen wie in Deutschland, erzählt sie. „Da wurden die Kinder geschlagen.“ An der Aktion findet sie besonders gut, dass sich alle gegenseitig helfen und sie sich dadurch besser kennenlernen.

Das beobachtet auch ihre Lehrerin Silvia Diederichs. Die 16 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 11 und 15 Jahren sind sonst in zwei Leistungsgruppen aufgeteilt. „Bei dieser Arbeit entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, und die Jugendlichen kommen in Kontakt.“ Die DaZ-Lehrerin beobachtet, dass auch etwas stillere Schüler bei der Kunstaktion auftauen. „Hier können sie zeigen, wer sie sind und was sie können. Viele sind in der Schule nicht so stark, auch wegen der Sprachprobleme. Das ist aber nicht das Wichtigste. Sie sollen wissen: dass, was ich mit Leidenschaft mache, mache ich gut! Das kann ich, und so bin ich.“

Die Jugendlichen stammen aus Syrien, dem Jemen, Indien, dem Kosovo, Albanien, Griechenland und Russland. Einige von ihnen haben zum Teil lange Reisen über verschiedene Länder hinter sich.

Die Jugendlichen werden bei ihrer Arbeit unterstützt von Kunsttherapeutin und –pädagogin Sophie Firle, Dipl.-Pädagogin Hanne Traulsen und weiteren Wendepunkt-Mitarbeitern. Am Ende präsentieren alle Schülerinnen und Schüler Eltern und Familienmitgliedern, die extra gekommen sind, ihre Figuren und erzählen von ihren ganz persönlichen Stärken und Hobbys. Anschließend werden die Figuren zu einem großen Gemeinschaftsbild zusammengesteckt, welches dann während der laufenden Interkulturellen Woche in der Schule ausgestellt wird.

Schüler und Eltern erfahren dabei auch von der Arbeit des Wendepunktes und welche Hilfen bei der Bewältigung belastender Erlebnisse angeboten werden.

Der 12jährige Mohammed aus dem Jemen ist glücklich mit seiner Figur. Er hat sie einer Figur aus einer Fernsehserie nachempfunden und ihr Superkräfte gegeben. „Ich hätte gerne Superspeed und wäre total schnell!“ Sein Fazit: „Ich fand den Tag sehr cool!“