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Eine Schatzkiste voller Wünsche und Erinnerungen

Kunsttherapeutisches Projekt für Kinder mit Fluchterfahrungen an der Grundschule Hafenstraße in Elmshorn

„Es hat mir viel Spaß gemacht, die Schatzkiste zu basteln. Die werde ich zuhause verstecken – und wenn ich was Wichtiges habe, kommt es dazu!“ Die achtjährige Elif (Name geändert) strahlt über beide Ohren, als sie ihre bunte Schatzkiste präsentiert. Das ist etwas ganz Besonderes, erzählt Schulsozialarbeiterin Alexandra Geinitz. Normalerweise ist das Mädchen mit türkischen Wurzeln nämlich sehr schüchtern und wollte deshalb bei dem Projekt auch gar nicht mitmachen. Aber dann ist sie doch geblieben und hat mit viel Spaß mitgemacht.

Elif und acht Mitschülerinnen und Mitschüler im Alter von 7 bis 10 Jahren haben an einem kunsttherapeutischen Projekt teilgenommen. Für alle ist Deutsch die Zweitsprache und einige von ihnen haben Kriegs- und Fluchterfahrungen.

Der Wendepunkt e.V. hat in Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Elmshorn dieses kunsttherapeutische und –pädagogische Angebot erarbeitet. Durch die gemeinsame kreative Arbeit lernen die Schüler, sich jenseits der Sprachgrenzen auszudrücken und werden in der Wiederfindung der eigenen Identität unterstützt. Das Projekt ging über mehrere Wochen. Die Kinder haben sich mit ihrer Identität auseinandergesetzt und mit großer Begeisterung an einer „Schatzkiste“ gearbeitet, die sie gemeinsam gefüllt haben und die sie am Ende mit nach Hause nehmen durften.

„Dieses Projekt ist eine ganz wertvolle Unterstützung für uns“, betont Schulleiterin Gaby Köhling. „Einzelne Kinder fallen uns auf, sie zeigen auf unterschiedliche Weise, dass sie Hilfe brauchen. Da braucht es solche unterstützenden Projekte, um diesen Kindern gerecht zu werden. Gerade bei vermuteten Traumatisierungen ist das ein sehr wertvoller Weg.“

In der Grundschule Hafenstraße wurde das Projekt in diesem Jahr schon zum zweiten Mal umgesetzt. Im Frühjahr waren 12 Kinder dabei. Schulsozialarbeiterin Alexandra Geinitz hat es beide Male begleitet. „Ich lerne die Kinder dadurch auch besser kennen. Ein Junge aus dem ersten Durchgang, der sich bislang komplett abgeschottet hatte, hat sich endlich geöffnet. Die Kinder sind von dem Projekt begeistert – und am Ende sind sie gefestigter, ruhiger.“

Wie Elif. Die Achtjährige leide viel unter Bauchschmerzen, wie Geinitz berichtet. Deshalb hat sie auf ihren Wunschzettel in der Schatzkiste geschrieben: „dass ich gesundwerde.“ Die Schulsozialarbeiterin ist stolz, dass Elin das Projekt durchgehalten hat. Am Ende mag das Mädchen gar nicht gehen und hält ihre Kiste fest im Arm.

„Wir gehen mit den Kindern auf die Suche nach ihren eigenen Schätzen“, erklärt Kunsttherapeutin Sophie Firle, die das Projekt von Seiten des Wendepunktes betreut hat. „Die Kinder haben dadurch auch Erfolgserlebnisse. Sie machen sich bewusst, was ihnen wichtig ist und was ihre Stärken sind.“

Außerdem entsteht so ein erster Kontakt zu möglichen Hilfestellen – Hemmschwellen zu Beratungsstelle und Klinik werden abgebaut.

Schulleiterin Köhling hat einen Wunsch, eine „Phantasie“, wie sie sagt: „Ich wünschte mir, dass wir dieses Projekt regelmäßig hier anbieten könnten, das wäre phantastisch! Der Bedarf ist groß. Wir kommen als Schule manchmal deutlich an unsere Grenzen. Und dabei wird gerade in den Grundschulen die ganze Basis für die zukünftige Entwicklung der Kinder gelegt.“

Doch leider gibt es keine Regelfinanzierung für Projekte dieser Art. Dieses kunsttherapeutische Angebot wurde Co-finanziert durch den Lions Club Elmshorn Audita und die Bürgerstiftung Volksbank Pinneberg-Elmshorn.

Foto von links nach rechts:
Sophie Firle, Wendepunkt; Gaby Köhling, Schulleiterin; Alexandra Geinitz, Schulsozialarbeiterin; Heike Burmeister, Lions Club Elmshorn Audita; Tanja Lilge, KJPP; Bettina Fischer, Bürgerstiftung Volksbank Pinneberg-Elmshorn