Aktuelles

Aktuelle Ansätze in der Arbeit mit traumatisierten Menschen

Therapeuten, Pädagogen und andere Fachkräfte diskutieren auf Interdisziplinärer Traumafachtagung in Elmshorn

„Es geht darum, Impulse für die eigene Arbeit zu bekommen, sich über die verschiedenen Aspekte der Traumaarbeit auszutauschen und über neue Erfahrungen, Erkenntnisse und Ansätze zu berichten“, fasst Sophie Firle, Kunsttherapeutin beim Wendepunkt und Mitorganisatorin der Traumafachtagung zusammen.

Die Fachtagung, die zum 7. Mal in Folge stattgefunden und sich längst zu einer festen Instanz in Fachkreisen entwickelt hat, wird von dem Interdisziplinären Traumazentrum des Wendepunktes und der Regio Klinik Elmshorn ausgerichtet.

Über 220 Fachkräfte aus Jugendhilfe, aus Kita und Schule, sowie aus Therapie und Beratung waren angereist, um am ersten Tag fünf Vorträge zu verschiedenen Themenschwerpunkten zu verfolgen.

So ging es unter anderem um die Bedeutung von Bindungsarbeit in der Traumapädagogik, da traumatisierende Erfahrungen Auswirkungen auf das Bindungserleben der Betroffenen haben. Traumatische Erlebnisse – ob Gewalterfahrungen, schwere Vernachlässigung, Tod eines Familienmitglieds oder Krieg und Flucht – können zu akuten Belastungsstörungen führen und schwere Folgestörungen nach sich ziehen. Die Betroffenen verlieren Teile ihrer Kompetenzen und können Gefühle nicht verarbeiten. Gerade hier ist Bindungsarbeit sehr wichtig, um die Betroffenen zu stabilisieren und zu stärken.

Weitere Vorträge beleuchteten die Arbeit mit traumatisierten Schülerinnen und Schülern mit Fluchterfahrungen sowie die Arbeit mit traumatisierten Behinderten und zeigten neue Wege des Zugangs durch theaterpädagogische Übungen auf.

Am nächsten Tag konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Themen und Ansätze in ganztägigen Workshops vertiefen. So wurde die Frage diskutiert, wie im therapeutischen Prozess mit Kindern und ihren speziellen Bedürfnissen umgegangen werden kann. Gerade Kindern fällt es schwer, über traumatische Erlebnisse zu sprechen. Das ist eine besondere Herausforderung schon bei der Diagnostik. Wie ist ein Zugang möglich, wieviel darf und muss angesprochen werden? Ein anderer Workshop beschäftigte sich mit dem Umgang mit Traumasymptomen in der Arbeit mit Betroffenen. Die Betroffenen leiden oft unter Angstzuständen und akuten Flashbacks, bei denen sie die traumatisierenden Ereignisse wiedererleben.

„Wir haben das Angebot der Traumafachtagung in den letzten Jahren stetig ausgeweitet. Seit dem vergangenen Jahr bieten wir am zweiten Tag noch die Workshops an. Das ist sehr gut angekommen – wir hatten mehr Anmeldungen, als wir annehmen konnten“, berichtet Sascha Niemann, Leiter des Fachbereichs Traumazentrum und Beratung im Wendepunkt. „Die Traumafachtagung ist zu einer festen Instanz geworden, auf der sich Fachkräfte austauschen und weiterbilden können.“

Das Interdisziplinäre Traumazentrum ist eine Kooperation des Wendepunktes und der Regio Klinik Elmshorn und bietet eine frühe, wirkungsvolle und ressourcenschonende Versorgung psychisch traumatisierter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener im Kreis Pinneberg.

Foto Veranstalter und Referent*innen (von links nach rechts):
Hintere Reihe: Ralph Kortewille (Regio Klinik Elmshorn), Dirk Jacobsen (Wendepunkt), Alina Momberger, Sascha Niemann, Sophie Firle (beide Wendepunkt), Dr. Timo Reißner, Martin Kühn
Vorne: Christoph Müller, Janine Borowski, Corinna Scherwath