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Wendepunkt e.V.
Newsletter Mai/2021

Liebe Mitglieder, Unterstützerinnen und Unterstützer, liebe Freunde und Freundinnen des Wendepunktes,

wieder gibt es viel zu berichten über unsere aktuelle Arbeit, über Neuigkeiten, Ereignisse und unsere aktuellen Angebote.
Die Pandemie beeinflusst auch unsere Arbeit weiterhin, doch in der direkten Arbeit mit unseren Klient*innen haben wir gute Wege gefunden, um in engem Kontakt mit ihnen zu bleiben, sie zu unterstützen und zu beraten.

Unsere Themen diesmal:

  • Unser Tätigkeitsbericht für 2020
  • Opfern und Nebenklägern vor Gericht helfen – wir bieten wieder Prozessbegleitung an
  • Sekundärpräventives Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche: Kimoko (Kinder-Motivations-Konzept)
  • Häusliche Gewalt gegen Männer - ein Beitrag des NDR über unsere Männerberatung
  • Workshop „Kreatives Schreiben“ für Jugendliche
  • Die Arbeit unserer Ambulanten Rückfallprophylaxe im Fokus
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  • Fortbildungsangebote und Traumafachtagung
  • Neue und „alte“ Gesichter

Unser Tätigkeitsbericht für 2020

Kurz vor Ostern haben wir unseren Tätigkeitsbericht für das vergangene Jahr vorgestellt. Die Beratungszahlen im Jahresverlauf sind besonders im Hinblick auf die Bedingungen und Einschränkungen durch die Pandemie und die daraus folgenden Lockdowns sehr aufschlußreich.
Die Zahl der Beratungsanfragen ist vergleichbar hoch wie im Vorjahr – und das trotz des Lockdowns und der damit verbundenen Kontaktbeschränkungen. Das geht aus dem Tätigkeitsbericht für 2020 hervor, den der Wendepunkt e.V. heute vorgestellt hat. Dabei weisen die Zahlen über das Jahr verteilt deutliche Schwankungen auf. So gab es während der Kita- und Schulschließungen wesentlich weniger Hilfeanfragen als sonst. …

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Mehr als 1000 Menschen haben sich 2020 hilfesuchend an den Wendepunkt gewandt

Opfern und Nebenklägern vor Gericht helfen – wir bieten wieder Prozessbegleitung an

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Für Menschen, die Opfer von schweren Gewalttaten oder Sexualverbrechen wurden, kann der Gerichtsprozess eine große Belastung sein. Aus diesem Grund gibt es speziell ausgebildete Prozessbegleiter*innen, die ihnen dabei zur Seite stehen. Dies betrifft vor allem Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen sowie Verletzte von sehr schweren Straftaten – teilweise besteht ein Rechtsanspruch auf die Begleitung, in anderen Fällen muss ein entsprechender Antrag richterlich genehmigt werden.

Der Wendepunkt war von Anfang an dabei, als das Land Schleswig-Holstein die Prozessbegleitung Anfang der 90er in einem Modellprojekt ins Leben gerufen hat, und hat die Prozessbegleitung über viele Jahre durchgeführt. Wir freuen uns, dass wir nach einer Pause diese wichtige Unterstützung nun wieder anbieten können!
Unsere ehemalige Geschäftsführerin Ingrid Kohlschmitt hat sich zur zertifizierten Psychosozialen Prozessbegleiterin für den Landgerichtsbezirk Itzehoe fortbilden lassen.

„Es geht darum, die Menschen auf die Situation im Prozess vorzubereiten, ihnen den Ablauf und die unterschiedlichen Aufgaben der Beteiligten zu erklären und ihnen Ängste, Unsicherheiten und Sorgen zu nehmen“, erklärt Kohlschmitt. „Während des Prozesses ist es wichtig, ihnen zur Seite zu stehen und sie in dieser belastenden Situation zu stabilisieren.“
Vor allem Kinder und Jugendliche profitieren von einer solchen Begleitung. Bei hochsensiblen oder gar beschämenden Fragen kann es für Kinder belastender sein, wenn ein Elternteil im Gerichtssaal neben ihnen sitzt - „sie wollen in aller Regel ihre eigenen Eltern davor schützen zu erfahren, was sie selbst erlebt haben.“

Die Prozessbeleitungen unterstützen und stärken die von ihnen betreuten Zeug*innen - sie dürfen aber mit ihnen nicht über das mutmaßliche Tatgeschehen sprechen. So soll sichergestellt werden, dass sie nicht selbst in den Zeugenstand gerufen werden und damit nicht mehr ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen können.

„Diese Menschen haben durch die Tat oder Taten sowieso schon Beschädigendes erlebt. Ich möchte, dass sie den Prozess möglichst ohne weitere Beschädigungen überstehen – und dass sie hinterher gestärkt aus dieser Erfahrung mit neuen Perspektiven für die Zukunft rausgehen. Dass sie sich sagen können: ich habe es geschafft, ich bin aktiv geworden, bin da durchgegangen - und ich muss nicht für immer Opfer bleiben.“

Betroffene können sich bei Bedarf an ihre Nebenklagevertretung wenden, damit ggf. ein entsprechender Antrag gestellt wird – oder auch direkt an den Wendepunkt. Die Prozessbegleitungen geben keine rechtliche Beratung und übernehmen auch keine therapeutischen Aufgaben – in diesen Fällen vermitteln sie an Fachkräfte und entsprechende Beratungsstellen.

Sekundärpräventives Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche: "Kimoko" (Kinder-Motivations-Konzept)

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Wir haben gerade wieder ein neues Gruppenangebot für Kinder mit erhöhtem Unterstützungsbedarf bei uns im Wendepunkt gestartet. Die Gruppe besteht aus insgesamt 8 Kindern im Alter von 8 bis 11 Jahren.

Die Kinder kommen in der Regel über die Schulsozialarbeiter*innen zu uns – wenn ihnen Kinder auffallen, die in ihrer Entwicklung von diesem Programm profitieren könnten, treten sie in Absprache mit den Lehrkräften und den Eltern mit uns in Kontakt.
Zurzeit bekommen wir von der Schulsozialarbeit und den Lehrkräften die Rückmeldung, dass der Bedarf an Förderung zugenommen hat und solche Projekte gerade besonders wichtig sind, da den Kindern das soziale Miteinander fehlt.

In dem Projekt geht es um soziale Kompetenzen, das Gruppenerleben und ebenso um das Erkennen individueller Stärken und Ressourcen sowie persönlicher „Baustellen“ und Herausforderungen. Einige der Kinder haben Schwierigkeiten, mit anderen Kindern in Kontakt zu treten und sind sehr verschlossen oder ängstlich, einige haben Entwicklungsdefizite und andere haben Probleme, ihre Aggressionen zu steuern und geraten häufig mit ihren Mitschülern aneinander.
Ziel des Gruppentrainings ist es, die Mädchen und Jungen darin zu unterstützen, ihre Situation selbst aktiv zu verbessern. Theoretische Grundlage bildet hierbei das von Ben Furman entwickelte 15-Schritte-Programm „Ich schaff’s!“.
Die Grundidee dieses Programms ist, dass hinter jedem Problem eine noch nicht gelernte Fähigkeit steht. Dieser Ansatz ermöglicht den Kindern und Jugendlichen auf spielerische und kreative Art und Weise individuelle Lösungsansätze zu kreieren. Mithilfe partizipativer und ansprechender Methodenbausteine erfahren die Kinder Selbstwirksamkeit und können Verhaltensweisen ablegen, die für sie und ihr Umfeld als problematisch erlebt werden.

Das Projekt unter der Leitung von Vincenz Schüle und Sophia Vogt erstreckt sich über neun Wochen – bei einem der Treffen werden Eltern und Lehrkräfte mit dabei sein. Den aktuell geltenden Corona-Schutzregeln entsprechend kann die Gruppe bei Bedarf aufgeteilt werden.

Unsere Präventionsarbeit in den Kitas und Schulen gestaltet sich weiter schwierig. Die Schulen sind immer wieder von Schließungen betroffen und können keine zusätzlichen Präventionsprojekte in ihre Planungen einbinden. Wir versuchen deshalb, die Präventionsarbeit zumindest in Teilen auf digitale Angebote umzustellen. In der Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen ist das gerade bei sensiblen Themen aber nur begrenzt möglich. Zusätzlich bieten wir verstärkt kostenlose Online-Elternabende an.

Häusliche Gewalt gegen Männer - ein Beitrag des NDR über unsere Männerberatung

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Wir hatten Besuch vom NDR Fernsehen. Der Autor Andreas Schmidt wollte für das Schleswig-Holstein Magazin über Männer als Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt berichten.
Denn häusliche Gewalt betrifft nicht nur Frauen – die aktuellen Zahlen zeigen: jedes fünfte Opfer ist ein Mann. Und es gibt viele Männer, die in ihrer Kindheit oder Jugend sexuell missbraucht worden und durch diese traumatisierenden Erlebnisse hochbelastet sind.
Das passt nicht zum klassischen Rollenbild des Mannes – das „starke Geschlecht“ braucht Hilfe? Hier geht es zu dem Beitrag in der NDR Mediathek:

https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Haeusliche-Gewalt-gegen-Maenner-Wer-glaubt-mir-denn,gewalt612.html

Bestehende Hilfsangebote und Facheinrichtungen richten sich eher an Kinder und Frauen. In Schleswig-Holstein gibt es aber seit gut drei Jahren ein landesweites, bundesweit einmaliges Modellprojekt, das sich speziell an Männer ab 16 Jahren richtet. Im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein bieten insgesamt drei Träger Männerberatung an – neben dem Wendepunkt sind das der Frauennotruf in Kiel und Pro Familia in Flensburg.
Im Jahr 2020 haben sich 329 betroffene Männer an den 3 Standorten beraten lassen. Anlass der Beratung war in 154 Fällen sexualisierte Gewalt in der Kindheit. In 111 Fällen war aktuelle oder auch zurückliegende häusliche Gewalt der Anlass für das Aufsuchen der Hilfe. In 32 Fällen spielten beide Gewaltformen eine Rolle.
Die Beratung ist kostenlos und auf Wunsch anonym.

Workshop "Kreatives Schreiben" für Jugendliche

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Vor den Ferien haben wir erstmalig einen dreistündigen Online-Workshop zum Thema „Kreatives Schreiben“ angeboten.
Ziel des Workshops war es, den Teilnehmer*innen ein Tool an die Hand zu geben, mit dem sie sich besonders in Zeiten des Lockdowns - auch zu Hause und mit wenig Mitteln und Aufwand - kreativ mit sich selbst und den eigenen aktuellen Themen auseinandersetzen können. Das Kreative Schreiben fördert zudem diejenigen Hirnareale, die unsere Kreativität und das Fantasievermögen fördern. Den spontanen und kreativen Umgang mit eigenen Wörtern zu fördern kann außerdem Spontanität und Haltung in Gesprächen verbessern. Das wiederrum steigert das Sicherheitsgefühl und das allgemeine Selbstbewusstsein.

Der dreistündige Workshop wurde geleitet von Marja Heinßen, der MSH (Medical Highschool), die ein Praktikum bei unserer Kunsttherapeutin Sophie Firle, die beim Workshop ebenfalls dabei war, absolviert hat.
Die Teilnehmer*innen wurden ermutigt, individuelle Ideen umzusetzen, ohne darüber nachzudenken ob der Text den anderen gefällt, da gerade wegen unterschiedlicher Ansätze gegenseitige Inspiration entstehen kann.
Die Teilnehmer*innen hatten viel Spaß, haben voller Konzentration und Kreativität die verschiedenen Übungen mitgemacht und kamen am Ende zu dem Resümee, dass Schreiben viel mehr Möglichkeiten und Chancen bietet als sie dachten!

Die Arbeit unserer Ambulanten Rückfallprophylaxe im Fokus

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Gleich zwei Mitglieder unseres Teams „Ambulante Rückfallprophylaxe und Täterarbeit“ sind in den neuen Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft KJSGV (Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit sexualisiert grenzverletzendem Verhalten) gewählt worden.
Fiona Reinke, die schon seit 2019 im Vorstand ist, ist jetzt erste Vorsitzende, und Isabelle Klug ist neue Kassenwartin. Die BAG ist eine Bundesarbeitsgemeinschaft aller Berufsgruppen auf Bundesebene, die sich in der pädagogischen bzw. therapeutischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit sexualisiert grenzverletzenden Verhalten engagieren. Die Ziele sind, spezifische Angebote für diese Klientel flächendeckend zu implementieren bzw. bereits bestehende Angebote sicherzustellen. Die BAG setzt sich unter anderem für die fachliche Weiterentwicklung der Arbeit mit sexualisiert grenzverletzenden Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein. Wesentlicher Bestandteil ist dabei ein regelmäßiger, bundesweiter Erfahrungsaustausch der Fachkräfte. In der BAG haben sich mehr als 120 Institutionen und Einzelpersonen zusammengeschlossen.
Die Vernetzung mit anderen Institutionen, die in diesem Fachbereich arbeiten, und der fachliche Austausch waren von Anfang an ein wichtiger Bestandteil der Arbeit unserer Hamburger Beratungsstelle. Der Wendepunkt ist Gründungsmitglied der BAG.

Die Arbeit mit sexuell übergriffigen Menschen ist wichtiger Opferschutz. Gerade bei sexuell auffälligen Minderjährigen und jungen Erwachsenen, die ein Drittel der Tatverdächtigen bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stellen, ist es wichtig, frühzeitig einzugreifen. DER SPIEGEL hat ein Interview mit Bernd Priebe, dem Leiter unserer Hamburger Beratungsstelle, und Isabelle Klug geführt – zu der Frage, wie es dazu kommt, dass Menschen sexuell übergriffig werden – und wie sich das verhindern lässt. Das interessante Interview findet sich hier (hinter der Bezahlschranke):
https://www.spiegel.de/psychologie/sexualisierte-gewalt-wie-kommt-es-dazu-dass-menschen-sexuell-uebergriffig-werden-a-b41480ab-efd6-4d58-9eb2-23538d57bb87

Fortbildungsangebote und Traumafachtagung

Unser aktuelles Fortbildungsangebot inklusive unserer Webinare finden Sie hier:

https://www.wendepunkt-fortbildung.de/wp-content/uploads/2021/04/WFZ-Angebote-2021-Stand-04.2021.pdf

Am 17. und 18.11.2021 wird unsere 8. Interdisziplinäre Trauma-Fachtagung stattfinden.
Es laufen bereits die Planungen für eine Hybrid-Veranstaltung – eine Kombination aus Präsenz- und Online-Angeboten.

Um die lange Wartezeit zu verkürzen, bieten wir am 16.06.2021 und am 07.09.2021 kostenlose Online-Fortbildungen zu traumapädagogischen Themen an. Eine Anmeldung ist bereits jetzt möglich. Weitere Informationen und Anmeldung hier:

https://www.wendepunkt-fortbildung.de/trauma-fachtagung

Neue und "alte" Gesichter ;-)

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Frauke Schöffel-Raecke ist neue Leiterin unseres Fachbereichs Familien- und Erziehungshilfen, der die ambulanten Hilfen zur Erziehung sowie die traumafokussierte Erziehungshilfe umfasst. Unterstützt wird sie durch ihre Co-Leiterin Angelika Doritz.

In den Erziehungs- und Familienhilfen unterstützen wir im Auftrag des Jugendamtes Kinder, Jugendliche und Familien bei der Bewältigung ihres Alltages, stabilisieren sie in ihrer persönlichen und sozialen Lebenssituation und entwickeln gemeinsam Perspektiven.
Nach traumatisierenden Ereignissen kann das gesamte Familiensystem belastet sein – hier unterstützen wir mit der Traumafokussierten Erziehungshilfe.

Wir konnten außerdem neue Mitarbeiter*innen für unsere Fachbereiche „Familien- und Erziehungshilfen“ und „Ambulante Rückfallprophylaxe und Täterarbeit“ gewinnen. Wir begrüßen die „Neuen“ und freuen uns auf die Zusammenarbeit! Wir sind sehr froh, dass es uns gelungen ist, alle freien Stellen zu besetzen – in Zeiten des akuten Fachkräftemangels ist das leider keine Selbstverständlichkeit!
Wir hoffen, dass interessante Themen und Informationen dabei waren. Wir freuen uns, Sie und Euch an unserer Seite zu wissen – ganz herzlichen Dank für die Unterstützung und Zusammenarbeit!
Bleiben Sie gesund!
Herzliche Grüße!

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